Huawei-Studie 2014: Große Mehrheit der Deutschen hält Wirtschaftsbeziehungen zu China für gleich wichtig oder wichtiger als die zu den USA
- China wird in Deutschland vor allem als Wirtschaftsmacht wahrgenommen
- Vielen Deutschen bereiten die politische Macht und die militärische Stärke Chinas Sorgen
- Viele Deutsche sehen Chinas Aufstieg als Bedrohung, bewerten Auswirkungen chinesischer Investitionen in Deutschland aber überwiegend positiv
- Jüngere Deutsche haben positiveres Chinabild als ältere
Berlin, 18. Februar 2014: Die große Mehrheit der Deutschen (84 %) erachtet die deutschen Wirtschaftsbeziehungen zu China für ebenso wichtig (57 %) oder wichtiger (27 %) als die zu den USA. Dies ist ein Ergebnis der Huawei-Studie „China und Deutschland – Wahrnehmung und Realität“, die Huawei Technologies, das größte chinesische Unternehmen in Deutschland, heute veröffentlicht hat. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit GIGA (German Institute of Global and Area Studies) und TNS Emnid durchgeführt.
Die Huawei-Studie 2014 untersucht nach 2012 zum zweiten Mal, wie China von den Deutschen in den Bereichen „Politik und Staat“, „Wirtschaft und Innovation“ sowie „Gesellschaft und Kultur“ wahrgenommen wird und wie Chinesen umgekehrt Deutschland in diesen Bereichen sehen. Dabei werden die Wahrnehmungen durch empirische Befunde und statistische Kennzahlen in einen Gesamtkontext gestellt. Neben der Bevölkerung wurden auch Entscheider aus Politik und Wirtschaft beider Länder befragt. Zudem wurde in einer Medienanalyse die Berichterstattung wichtiger Printmedien über das jeweils andere Land ausgewertet.
Deutsche nehmen China vor allem als Wirtschaftsmacht wahr
37 % der Deutschen assoziieren mit China zunächst den Begriff Wirtschaftsmacht. Auch in den deutschen Medien ist Chinas Wirtschaft dominierendes Thema. China wird dabei oft als eine führende Wirtschaftsmacht dargestellt. Entscheider aus Wirtschaft und Politik bewerten die wirtschaftlichen Beziehungen zu China sogar häufiger als wichtiger im Vergleich zu den USA als die allgemeine Bevölkerung.
Mehr als jeder zweite Deutsche (60 %) hält den Einfluss Chinas auf die deutsche Wirtschaft für groß oder sehr groß. Knapp die Hälfte der Deutschen (49 %) ist angesichts der wirtschaftlichen Stärke Chinas besorgt. Dass von einer technologischen Zusammenarbeit beide Länder profitieren, glauben 35 % der Deutschen. 42 % glauben, dass Deutschland weniger profitiert. 58 % der Deutschen glauben zudem, dass einheimische Hersteller durch chinesische Produkte verdrängt werden. Auf der anderen Seite sehen 42 % der Befragten positive Auswirkungen durch chinesische Investitionen auf den deutschen Arbeitsmarkt, nur 28 % sehen dies negativ. In China glauben sogar 71 % der Bevölkerung, dass sich deutsche Investitionen positiv auf den chinesischen Arbeitsmarkt auswirken. In den deutschen Medien wird Chinas Aufstieg eher als Chance denn als Bedrohung für die deutsche Wirtschaft bewertet, wobei vor allem Chinas Rolle als Absatzmarkt für deutsche Produkte herausgestellt wird.
„Insgesamt ist die Einstellung der deutschen Öffentlichkeit gegenüber China ambivalent“, sagt Prof. Dr. Patrick Köllner, Direktor des GIGA Institut für Asien-Studien. „Im wirtschaftlichen Bereich wird chinesischen Produkten internationale Wettbewerbsfähigkeit attestiert. Auch das Preis-Leistungsverhältnis bewerten die Befragten positiv. Die Qualität chinesischer Produkte, das dortige Verhältnis von Innovation und Imitation und auch das vielfach vermutete Ausspähen industrieller Geheimnisse bleiben jedoch weiterhin wichtige Themen“, so Köllner weiter. Sorge bereite vielen Deutschen Chinas wachsendes politisches und militärisches Gewicht. Entscheider seien diesbezüglich etwas entspannter. „Mit Blick auf Politik und Staat in China sehen besonders viele Deutsche die Situation in den Bereichen Menschenrechte, Rechtstaatlichkeit, freie Meinungsäußerung sowie Umgang mit der natürlichen Umwelt kritisch. Die Studie zeigt auch, dass Chinas Image in Deutschland dem der USA oder Japans hinterherhinkt. Überraschend ist vielleicht, dass China im direkten Ländervergleich besser abschneidet als Russland und Indien“, erklärt Köllner.
Jüngere Deutsche haben positiveres Chinabild
Die Befragungsergebnisse zeigen, dass jüngere Deutsche China in vielerlei Hinsicht aufgeschlossener gegenüberstehen als ältere. Sie zeichnen auch insgesamt ein positiveres Chinabild. So sind sie hinsichtlich der wirtschaftlichen Stärke Chinas sichtlich weniger besorgt (36 % sehr oder eher besorgt) als die älteren (51 % sehr oder eher besorgt). Ebenfalls optimistischer sind sie bezüglich der These, dass beide Länder von der technologischen Zusammenarbeit profitieren.
„Dass die jüngeren Befragten ein positiveres Bild von China haben als die älteren, ist ein zentrales Ergebnis der Befragungen im Rahmen der Studie. Die Jüngeren haben aufgrund häufigerer persönlicher Erfahrungen und Berührungspunkte weniger Sorgen vor der fremden Kultur sowie einer möglichen wirtschaftlichen Bedrohung für Deutschland. Wir sind daher davon überzeugt, dass sich das Chinabild in Deutschland durch die stetig intensiver werdenden Beziehungen beider Länder auch weiter verändern wird. Mit der Huawei-Studie wollen wir diese Entwicklung begleiten und dokumentieren sowie als Unternehmen einen Beitrag für einen sachlichen und faktenbelegten Dialog liefern,“ sagt Olaf Reus, Mitglied der Geschäftsleitung, Huawei Technologies Deutschland GmbH.
Die Huawei-Studie 2014 basiert auf der repräsentativen Befragung von 2600 Personen (jeweils 1000 aus der Bevölkerung, je 200 Wirtschaftsentscheider und je 100 politische Entscheider beider Länder) durch TNS Emnid. Sie untergliedert sich in vier Blöcke: (1) Interessen und Kenntnisse, (2) Politik und Staat, (3) Wirtschaft und Innovation sowie (4) Gesellschaft und Kultur.
Die Studie wurde heute im Rahmen einer Pressekonferenz durch Prof. Dr. Patrick Köllner (Direktor des GIGA Instituts für Asien-Studien, Hamburg) und Olaf Reus (Mitglied der Geschäftsleitung der Huawei Technologies Deutschland GmbH) vorgestellt. Das GIGA war für die wissenschaftliche Konzeption und Analyse verantwortlich, während das Marktforschungsunternehmen TNS Emnid die Befragungsdaten erhoben hat. Die Medienanalyse wurde vom Medienbeobachtungsinstitut Ausschnitt durchgeführt. Vorworte haben unter anderem die beiden Botschafter im jeweils anderen Land, Michael Clauss und Shi Mingde, verfasst. Als Autoren von Gastbeiträgen konnten Prof. Dr. Eberhard Sandschneider (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik e. V.), Prof. Dr. Katja Levy (Freie Universität Berlin), Dr. Martin Brudermüller (Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes BASF SE, China-Sprecher im Asien-Pazifik-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft), Dr. Theo Sommer (ehemaliger Herausgeber der Wochenzeitung Die Zeit) und Britta Heidemann (Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Fechten, Diplom-Regionalwissenschaftlerin Chinas) gewonnen werden.
Die vollständige Studie und weitere Informationen stehen unter
www.huawei-studie.de zur Verfügung.