5G und Vernetzung

Aston Martin: Autonomes Fahren mit Fun-Faktor

Der schnelle Mobilfunkstandard 5G wird die Entwicklung autonom fahrender Autos enorm beschleunigen. Bis 2030 soll die höchste Stufe des automatisierten Fahrens erreicht sein. Die Vision der Sportwagenschmiede Aston Martin: ein sportlicher Chauffeur auf Bit-and-Byte-Basis.

Das Forschungs- und Beratungsunternehmen Gartner prognostiziert, dass bereits 2025 auf der Vorstufe zum vollautomatisierten Fahren (Level 4) pro Monat etwa ein Terabyte an Sensor- und Fahrzeugdaten pro Fahrzeug in die Cloud gesendet wird. „5G-Netzwerke werden eine entscheidende Rolle bei der Verarbeitung der riesigen Datenmengen spielen, die von autonom fahrenden Autos und ihren Nutzern erzeugt werden“, sagt Simon Sproule, Vice President und Chief Marketing Officer des Sportwagenherstellers Aston Martin. Die im Auto verwendeten neuen Technologien machten die Interaktion zwischen Automobil- und Technologieunternehmen zu einer der wichtigsten Entwicklungen in der 5G-Ära.

Autoerlebnisse der nächsten Generation

Mit einer Latenzzeit von maximal drei Millisekunden und der Fähigkeit, große Datenmengen zu verarbeiten, kann 5G anwendungskritische Funktionen wie die C-V2X-Funktion, also die Vernetzung von Fahrzeugen mit ihrer Umgebung, zuverlässig unterstützen. Die Voraussetzung für vernetztes, automatisiertes und autonomes Fahren: extrem zuverlässige, ausfallsichere und robuste drahtlose Netzwerke, die Daten schnell und mit extrem niedrigen Latenzzeiten übertragen. 5G wird aber nicht nur bessere Technologie bieten. Es wird vor allem die Geschäftsmodelle der Automobilindustrie verändern – und ein völlig neues Sicherheitsniveau hervorbringen, weil Fahrzeuge Informationen über Straßen, Geschwindigkeiten und den Zustand des Fahrzeugs in Echtzeit austauschen. Die hohe Bandbreite und die geringe Latenz von 5G bedeuten, dass diese Konnektivitätsplattform „alles ermöglicht, was der Autoindustrie bei der Transformation hilft“, sagt Sproule. Aus Sicht des Aston-Martin-Managers sind vier Faktoren entscheidend für die Veränderungen in der Branche: Konnektivität, Autonomie, Elektrifizierung und vernetzte Mobilität. „Wir sehen aktuell ein Treffen zwischen Detroit und Silicon Valley – oder anders ausgedrückt: die Begegnung von Technologie- und Autofirmen“, sagt Sproule. Für ihn sind Autos mobile Geräte, die sich zunehmend vernetzen.

Zugang zu Ressourcen

Laut Sproule steuert die Automobilbranche auf eine sehr spannende Phase zu. Verbindungen wie die 5G Automotive Association (5GAA), ein Zusammenschluss von Unternehmen – darunter Huawei –, die an der Entwicklung von C-V2X mitwirken, arbeiten bereits an umfassenden Lösungen für zukünftige Mobilitäts- und Transportlösungen. Aston Martin unterhält in dieser Hinsicht seit einigen Jahren eine technologische Beziehung zu Daimler, einem der Gründer der 5GAA. Dies verschafft Aston Martin Zugang zu Ressourcen, die einem Nischenhersteller sonst nicht zur Verfügung stünden.

Autonom versus Freude am Fahren

So gut wie alle Hersteller bieten mittlerweile Connected-Car-Dienste an – vom Volumenmodell bis zur Premium-Klasse. Laut Sproule ist es jedoch interessant, wie sich die Connected-Car-Technologie in Luxusautos vom Massen- oder Premium-Markt unterscheidet. „Wir verkaufen ein Produkt, das Sie eigentlich nicht brauchen, aber begehren“, formuliert es Sproule.

Wie also sieht autonomes Fahren im Luxussegment für einen Hersteller wie Aston Martin aus, dessen Fahrzeuge in erster Linie Fahrspaß vermitteln? Ein Wert, den autonomes Fahren stark infrage stellen würde. „Wir sehen Aston Martin beim autonomen Fahren nicht als führendes Unternehmen, weil diese Technologie dem engeren Sinn und Zweck eines Sportwagens widerspricht“, verdeutlicht Sproule. „Automatisiertes Fahren soll in erster Linie Sicherheit und Stressabbau in städtischen Ballungsräumen bieten. Aus unserer Sicht sollte autonomes Fahren das Fahrerlebnis verbessern – zum Beispiel auf einer Rennstrecke.“

„Wir sehen aktuell ein Treffen zwischen Detroit und Silicon Valley – oder anders ausgedrückt: die Begegnung von Technologie- und Autofirmen.“ – Simon Sproule, Vice President und Chief Marketing Officer des Sportwagenherstellers Aston Martin

Zu Aston Martin gehört auch die Marke Lagonda. Im Mai 2018 kündigte das Unternehmen Pläne für „einen radikalen und emissionsfreien SUV“ an, der 2021 auf den Markt kommen soll. Ziel sei es, die Marktführerschaft mit einem „ultrastilvollen, luxuriösen, vollelektrischen und emissionsfreien Fahrzeug zu erobern“, verkündete das Unternehmen damals. 2018 lagen SUVs in Deutschland mit 630.000 Einheiten hinter der Kompaktklasse in Deutschland bei den Zulassungszahlen auf Platz zwei. „Wir sehen im Lagonda ein Auto, das beim autonomen Fahren eine Führungsposition einnimmt“, ergänzt Sproule. „Mit diesem Auto bekommen Sie einen Chauffeur auf Bit-and-Byte-Basis.“ Daneben sollen elektrische Antriebe in Aston Martins Zukunft eine größere Rolle spielen. Der in Wales gefertigte 610 PS starke Rapide E feierte 2019 seinen Marktstart. „Wir bieten Elektrofahrzeuge mit dem Leistungsniveau an, das von einem Aston Martin erwartet wird“, verspricht Sproule.

Einzigartige Herausforderungen

Auch wenn die Zeit für das Entwerfen, Testen und Produzieren neuer Fahrzeuge immer noch in Jahren gemessen wird, lassen sich digitale Technologien problemlos übernehmen und anpassen. Fahrzeuge von Aston Martin gelten als Klassiker, die über viele Jahre gepflegt werden – auch nach einem Weiterverkauf. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Autos beträgt heute bis zu 15 Jahre. Deshalb müssen Autohersteller beim Entwurf der Konnektivität vorausschauend vorgehen und sicherstellen, dass diese Konnektivität nicht nur zur Unterscheidung des Autos bei seiner Einführung beiträgt, sondern über die gesamte erwartete Lebensdauer gewährleistet ist. Das erfordert die Einführung von Softwareplattformen, die sich drahtlos aktualisieren lassen. Autohersteller dagegen, die keine 5G-Konnektivität in ihre Fahrzeuge integrieren, können an den neuesten Technologien für die Kommunikation von Auto zu Auto oder von Auto zu Infrastruktur nicht partizipieren. Und laufen Gefahr, hinter der Konkurrenz zurückzubleiben. Nach Sproules Auffassung ist die Zeit für Autohersteller und die 5G-Netzwerktechnologie reif.



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