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Interview | Teil 2

KI: Eine neue Universaltechnologie

Im Interview mit dem dotmagazine gibt Ingobert Veith von Huawei Einblicke in die Vorteile von KI, zusammen mit 5G- und IoT-Technologien – für Einsatzbereiche von Netzwerken über autonomes Fahren bis hin zum Kampf gegen Covid-19.

KI und 5G gehen Hand in Hand: Weshalb erfordern intelligente IoT-Anwendungen intelligente 5G-Konnektivität?

Veith: 5G gilt als Mobilfunktechnologie der nächsten Generation. Im Unterschied zu früheren Generationen bietet 5G Konnektivität für ein sehr breites Anforderungsspektrum. Während Datenübertragungsraten auf bis zu 20 Gbit/s erhöht werden, deckt diese Technologie darüber hinaus eine weit höhere Dichte von Endgeräten je Fläche ab und bietet eine maximale Zuverlässigkeit der Datenübertragungen mit sehr geringer Latenz.

Diese Eigenschaften qualifizieren 5G als überlegene stabile Konnektivitätsebene, insbesondere für Cloud-Anwendungen, datenintensive IoT-Sensoren (beispielsweise für maschinelles Sehen), aber auch für drahtlose Steuerungsanwendungen in Fertigungs- und Campusumgebungen. Hohe Bandbreite und Echtzeit-Datenübertragungskapazitäten spielen bei der Datenerhebung zum Trainieren Künstlicher Intelligenzen und für Inferenzalgorithmen eine entscheidende Rolle. In Zukunft erwarten wir den Einsatz der KI für sämtliche Szenarien: Diese reichen von Endgeräten über Edge- bis hin zu Cloud-Computing, in Verbindung mit 5G- oder ähnlichen Übertragungstechnologien.

Welche neuen Anwendungsfälle werden sich für die Industrie im Zusammenhang mit 5G ergeben?

Veith: Es gibt bereits zahlreiche Anwendungsfälle für 5G und KI und in den nächsten Jahren werden immer mehr hinzukommen. In der intelligenten Fertigung werden 5G und KI die Produktionsmethoden verändern. So erlaubt es etwa die 5G-fähige industrielle Bildverarbeitung, eine automatische Qualitätskontrolle in die Planung zu implementieren, und sorgt dadurch für eine erhebliche Reduzierung der Falsch-negativ-Rate. Diese replizierbare Anwendung kann skaliert werden und kommt in einigen Werken bereits zur Anwendung. In der Lebensmittelindustrie ist KI zur Steuerung der Lieferketten und der Rohstoffqualität vorgesehen. Vielleicht bietet sich in ein paar Jahren auch in der Bierproduktion in Deutschland die Möglichkeit zur Nutzung von KI-Analysetools. Und lassen Sie mich das autonome Fahren als abschließendes eindrückliches Beispiel nennen: Autos können zu intelligenten Knotenpunkten werden, die sich über 5G mit der KI intelligenter Verkehrssysteme und sogar mit Smart Cities verbinden. Routenplanung, Geschwindigkeit und Start/Stopp-Automatisierung von Fahrzeugen lassen sich ausnahmslos durch die KI eines intelligenten Verkehrssystems steuern.

IoT, Edge, 5G und KI – Ökosysteme nehmen an Komplexität zu. Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang Partner und Kooperationsprojekte für Huawei?

Veith: Angesichts dieser Komplexität sind meiner Ansicht nach globale offene kooperative Ökosysteme für die zukünftige Digitalisierung zwingend erforderlich. Dazu zählen verschiedene Technologieanbieter, Spezialisten und viele Akteure innerhalb der Wertschöpfungsketten von Konnektivität, Sensoren, cyberphysischen Systemen, intelligenten Rechenressourcen, Plattformen und Anwendungen. Huawei investiert in die Schaffung und Weiterentwicklung dieses Ökosystems durch gemeinsame Proof-of-Concept-Projekte mit Partnern aus allen wichtigen vertikalen Branchen und vielen öffentlichen Bereichen. Hierbei konzentrieren wir uns auf 5G-Konnektivitätsprodukte, KI-Rechenressourcen und die Bereitstellung von Entwicklungsumgebungen für die Fertigung von IoT-Geräten.

Vor diesem Hintergrund kann ich festhalten, dass unsere KI-Lösungen alle von Industriepartnern und Huawei gemeinsam entwickelt werden. Mit diesem Ansatz leistet Huawei einen Beitrag zum Aufbau der digitalen Basis, bereitet sozusagen den Boden für künftige Unternehmen. Durch frei zugängliche Hardware, Open-Source-Software und unsere Strategie der partnerschaftlichen Entwicklung fördern wir kontinuierlich die KI-Entwicklung zusammen mit Wissenschaft und Industrie. Letztlich sind alle Arten von intelligenten Lösungen das Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen von Partnern und Huawei.

Wie hilft Huawei im Kampf gegen Covid-19? Was hat das Unternehmen selbst beigetragen, um die Ausbreitung einzudämmen? Wie kann KI in dieser Situation unterstützen?

Veith: Unser Digitalisierungsschwerpunkt gilt auch für die Nachfrage der Medizinbranche, wo es von zentraler Bedeutung ist, effiziente Dienstleistungen zum Schutz der menschlichen Gesundheit zu erbringen. Tatsächlich werden durch das sehr unerfreuliche Ereignis der Covid-19-Pandemie einige der Vorteile fortschrittlicher digitaler Technologien erkennbar. Als führender Anbieter digitaler Infrastruktur konnten wir sogar dazu beitragen, diese neuen Möglichkeiten in China zu nutzen. Auf Basis der Telemedizinplattform Huawei Cloud war das Ad-hoc-Huoshenshan-Hospital (innerhalb von 10 Tagen gebaut) sofort nach dem Aufbau in der Lage, mit dem Beijing 301 Hospital Covid-19-Fälle zu erörtern, und nutzte dafür Videokonferenzen sowie schnellen Datenaustausch. Dies war nur möglich, weil an beiden Standorten bereits 5G- und Glasfaserverbindungen installiert waren. Darüber hinaus hostete die Huawei Cloud den gemeinsamen KI-unterstützten quantitativen Analysedienst für medizinische Bilder und beschleunigte damit die CT-Diagnose bei Patienten mit Verdacht auf Covid-19 um das Sechsfache. Dies war hilfreich, um Patienten mit kritischem Verlauf angemessen zu behandeln und knappe radiologische Ressourcen zu entlasten.

Generell würde ich sagen, dass durch die aktuelle Pandemie die Vorteile der Online-Zusammenarbeit in Bezug auf die Ausbildung von medizinischem Personal, die Intensivpflege und die Fernunterstützung für die Notfallversorgung in den Vordergrund rücken. In China haben wir auch die intelligente Rechenleistung zur Verfügung gestellt, um KI-Algorithmen auszuführen, mit denen die Gensequenzierung des Corona-Sars-2-Virus zehnmal schneller durchgeführt werden konnte als mit herkömmlichen Verarbeitungsressourcen. Ich möchte weiterhin hervorheben, dass ein KI-gestütztes Arzneimittelscreening, das auf dem Clusterdienst Huawei Cloud AI Ascend und der One-Stop-KI-Entwicklungs- und Managementplattform ModelArts basiert, dazu beigetragen hat, fünf potenzielle Covid-19-Medikamente aus über 8.500 in der DrugBank-Datenbank vorhandenen Präparaten zügig zu identifizieren. Zudem war dieses KI-gestützte Arzneimittelscreening in der Lage, innerhalb einer Woche einen Abgleich der Molekülkonfigurationen von rund 160 Millionen Kleinmolekülen in der UniChem-Datenbank durchzuführen. Schließlich wurden viele weitere Technologieanwendungen im Kampf gegen Covid-19 erprobt: von einem 5G-ferngesteuerten Ultraschall-Scanroboter über unbemannte autonome Desinfektionsfahrzeuge bis hin zur Infrarot-Temperaturmessung und zu Lkws, die die Automatisierung der Krankenhauslogistik unterstützen.

Ingobert Veith verantwortet den Bereich Public Policy bei Huawei in Deutschland. Den Schwerpunkt seiner Arbeit bilden u.a. politische und regulatorische Fragestellungen zum Ausbau digitaler Infrastrukturen. Dazu bringt sich Herr Veith regelmäßig in entsprechenden Gremien ein, wie z.B. als Vorsitzender des Arbeitskreises Kommunikationstechnologien. Zuvor begleitete Herr Veith als Senior Berater bei der Prognos AG Infrastrukturvorhaben in der Energie- und Gaswirtschaft.


Dies ist der zweite Teil einer Übersetzung eines im Mai 2020 im englischsprachigen dotmagazine erschienen Interviews. Das Original finden Sie hier.



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