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ARTIKEL AUS UNSEREM POLITIKBRIEF, AUSGABE 2 | 2020

Nokia, Ericsson und Huawei bilden das globale 5G-Rückgrat

Ein Gespräch mit Dr. Michael Lemke, Senior Technology Principal ICT) bei Huawei, über gemeinsame 5G-Kooperationen und die Mächtigkeit von KI als revolutionäre Trendwende.

Was ermöglichen 5G-Technologien von Huawei?

5G ist eine globale Standardfamilie. Die Beitragenden zum 5G-Ökosystem haben große Anstrengungen unternommen, dem wachsenden mobilen Datenbedarf technologisch Rechnung zu tragen. 5G ermöglicht beispielsweise massenhaft wirtschaftliche mobile Videonutzung in hoher Auflösung, darüber hinaus 360°-Video, AR- und VR-Anwendungen sowohl im Entertainment, zum Beispiel als Stadionanwendung, als auch im gewerblichen Umfeld wie bei der Montageunterstützung. Außerdem kann 5G den drahtlosen privaten wie auch gewerblichen Internetzugang ermöglichen, insbesondere dort, wo sich Glasfaser nicht eignet oder kommerziell lohnt. Der Einsatz von 5G wird zum Beispiel in Südkorea wirtschaftlich erfolgreich demonstriert, der private hochbitratige Internetzugang in Mittelasien oder auch in den USA.

Darüber hinaus wird 5G als konsolidierende Technologie viele bisher drahtgebundene industrielle Digitalisierungslösungen flexibilisieren und damit den Industrie-4.0-Schub befeuern. Neben den Themen der Prozessautomatisierung oder der Maschinensteuerung sind Einsatzgebiete gegenwärtig Bereiche mit hohem Datenaufkommen, so zum Beispiel beim Softwaremanagement und bei der computergestützten Bilderkennung. Hier ergeben sich auch Anknüpfungspunkte mit dem Thema künstliche Intelligenz. Die Covid-19-Pandemie und ihre Bekämpfung scheint den Bedarf an Digitalisierung im Gesundheitswesen zu bestätigen. Ganz generell werden viele Industrien, von Landwirtschaft über Maschinenbau bis zur chemischen Industrie, Nutzen aus der 5G-Anwendung ziehen, darunter natürlich auch der Bereich Mobilität und Transportwesen für das vernetzte Fahren mit seinen spezifischen Anforderungen an die Netzverfügbarkeit von Mobilfunk. Huawei stellt ein vollständiges 5G-Produktportfolio bereit, das sich auf die Multi-Antennentechnologien fokussiert. Diese eignen sich für die effizienteste Mobilfunkversorgung zur massenhaften Bereitstellung hochbitratiger Dienste sowohl im öffentlichen als auch im industriellen Umfeld.

Welche KI-Systeme hat Huawei entwickelt?

Zunächst einmal sind Technologien für die Entwicklung und den Einsatz von Prinzipien des maschinellen Lernens, die allgemein als künstliche Intelligenz bezeichnet werden, ein genereller Trend in der Digitalisierung, den die gesamte Welt als werthaltig und zukunftsweisend erkannt hat. Sie ermöglichen die (Teil-)Automatisierung von bisher nur dem Menschen vorbehaltenen Routine-Tätigkeiten z.B. in Bereichen der Verkehrssteuerung, Industriesteuerung, Prozessüberwachung und -optimierung, Datenauswertung, Algorithmenentwicklung oder auch ganz neue Einsatzfälle. Die Entwicklung ähnelt in ihrer Mächtigkeit der industriellen Revolution und könnte sich in ihren Effekten vielleicht als zukunftssichernd herausstellen. Vorausgesetzt es gelingt, die Digitalisierung umfassend als Chance für die Optimierung des materiellen Ressourcenverbrauchs in der wachstumsgetriebenen Wirtschaft zu gestalten. KI-Anwendungen benötigen Rechenkapazität sowohl vor Ort als auch zentral beim Training z.B. von neuronalen Netzen mit steigendem Bedarf an Energie. Huawei leistet einen Beitrag zum Schutz der Ressourcen durch Energie-Effizienz-Innovation im Bereich IT-Lösungen. Dank unserer umfangreichen Grundlagenforschung und den Erfahrungen aus der Kommunikationstechnologie gelingt es uns, neue hochperformante KI-spezifische Chipset-Architekturen, stromsparende Prozessoren und fortschrittlichste energieeffiziente Speicherprodukte herzustellen. Huawei stellt sich ständig den Anforderungen von Kunden und Gesellschaft. Dafür investiert das Unternehmen rund 15 Prozent des jährlichen Umsatzes in Forschung und Entwicklung und erreicht heute damit, vermeintliche Grenzen der Technologie zu überschreiten.

Gemeinsam mit Ericsson und Nokia arbeitet Huawei daran, unabhängige 5G-Netzwerke für Industriekunden zu entwickeln. Um was für ein Projekt handelt es sich?

Der Trend zu 5G-Campusnetzen wird durch die hohen Erwartungen befeuert, welche Möglichkeiten durch 5G bei der Digitalisierung von Industrie- und Betriebsprozessen eröffnet werden, und hat in Deutschland insbesondere durch die Industrie-4.0-Diskussion und die spezifische Frequenzregulierung ein starkes Momentum. Dieser Markt steht am Anfang. Es gibt aus Sicht von Huawei durchaus noch Lernbedarf bei allen Marktteilnehmern, um den Aufbau von 5G-Campusnetzen sowie ihren störungsfreien und wirtschaftlichen Betrieb realisieren zu können. Erste Anwendungen in Deutschland werden bereits sichtbar, die Nutzung für mittelständische Unternehmen ist eine Frage der Digitalisierungsstrategie der einzelnen Unternehmen. Eine grundsätzliche Voraussetzung für den Einsatz von 5G-Campusnetzen liegt letztendlich in der Endgeräteverfügbarkeit, nachdem die 5G-Technologie für breitbandige Netze grundsätzlich schon vorhanden ist. Mobilgeräte für den privaten Bedarf sind bereits 5G-fähig, während das Ökosystem von branchenspezifischen 5G-Endgeräten gerade erst entsteht und an der Echtzeitfähigkeit von 5G noch gearbeitet wird.

Wie kann ein gemeinsamer 5G-Ausbau mit Nokia, Ericsson und Huawei in Europa aussehen?

Die Firmen bilden gewissermaßen das globale 5G-Rückgrat und haben mit ihren Bemühungen den 5G-Standard gemeinsam mit den an der 3GPP beteiligten Firmen und Organisationen maßgeblich gestaltet. Ericsson und Nokia als europäische Firmen mit wesentlichem globalem Mobilfunk-Footprint können daher mit Huawei gemeinsam den 5G-Ausbau in einem gesunden Ökosystem von Anbietern in allen Regionen der Welt leisten. Das entspricht den Bedingungen, zu denen auch 4G als erster globaler Mobilfunkstandard weltweit beziehungsweise in Europa ausgerollt wurde. Dementsprechend suchen die Netzbetreiber ihre Lieferanten grundsätzlich im Sinne einer Multi-Anbieter-Strategie aus und wählen dabei zwischen diesen dreien und weiteren Anbietern. Diese Praxis ist auch für den 5G-Aufbau geeignet, besonders da es bei einem schnellen Aufbau von 5G um Synergien mit den 4G-Netzen geht.

Laut einer vom BMWi beauftragten Studie hält Huawei die meisten 5G-Patentfamilien. Welche Bereiche umfassen diese?

Im Wesentlichen geht es um die Bereiche RAN, Kernnetz und insbesondere auch Cybersicherheit.

Wie will Huawei Cybersicherheit bei 5G und KI-Systemen gewährleisten?

Huawei ist sicher eines der am besten geprüften Unternehmen im Bereich Cybersicherheit. Cybersicherheit ist integraler Bestandteil des gesamten Huawei-Geschäftsprozesses und folgt dem ABC-Prinzip: assume nothing, believe no one, check everything. Huawei beteiligt sich an der Innovation im sicherheitstechnologischen Bereich zum Beispiel im 3GPP-Standardisierungsumfeld und bei der Entwicklung neuer sowohl globaler als auch regionaler Zertifizierungsansätze.

Huawei betreibt u. a. in Bonn ein Security Innovation Lab.

Dieses Labor dient der Kooperation mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und leistet Beiträge zur transparenten cybersicherheitsrelevanten Untersuchung von Huawei-Produkten. Dies beschränkt sich nicht auf 5G allein. Ein hervorragendes Merkmal ist hierbei sicher die Ermöglichung von Quellcode-Inspektionen, besonders relevant im Zusammenhang mit der Anpassung des Sicherheitskatalogs für Telekommunikationsnetze durch die Bundesnetzagentur und das BSI.

Dr. Michael Lemke

Dr. Michael Lemke, Senior Technology Principal (ICT), ist seit 13 Jahren in verschiedenen Verantwortungsbereichen bei Huawei tätig.

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