Rotierender Vorstandsvorsitzender Ken Hu bekundet Vertrauen in die Wirtschaft und thematisiert Herausforderungen

18. Dez. 2018, Dongguan, China

Der rotierende Vorstandsvorsitzende von Huawei, Ken Hu, gab am Dienstag, den 18. Dezember, auf dem neuen Campus des Unternehmens in Dongguan eine Pressekonferenz mit führenden globalen Medien. Die Journalisten besuchten F&E-Labore, in denen Materialien und Wärmemanagementtechnologien für 5G-Geräte vorgestellt wurden, sowie ein unabhängiges Cybersicherheitslabor.

Hu vermittelte die starke Zuversicht des Unternehmens in das Geschäftswachstum und die Geschäftsaussichten von Huawei und verwies auf das Vertrauen von Hunderten von Netzbetreibern, fast der Hälfte der Fortune-500-Unternehmen weltweit und Hunderten Millionen Verbrauchern. Er kündigte an, dass Huawei für das Jahr 2018 Umsätze von über 100 Milliarden US-Dollar erwartet.

Auch die jüngsten Vorwürfe gegen Huawei sprach er direkt an und empfahl, die Fakten für sich sprechen zu lassen. Gleichzeitig betonte er immer wieder die einwandfreie Sicherheitsbilanz des Unternehmens. Hu wies darauf hin, dass es in den letzten 30 Jahren keine gravierenden Cybersicherheitsvorfälle gegeben habe.

Hier einige Highlights der Pressekonferenz:

  • 5G – Huawei ist es gelungen, 25 kommerzielle Aufträge zu gewinnen. Damit ist das Unternehmen führend unter allen IKT-Ausrüstern. Das Unternehmen hat bereits über 10.000 Basisstationen in Länder auf der ganzen Welt ausgeliefert. Fast alle Netzwerkkunden haben signalisiert, dass sie für ein schnelleres und kostengünstigeres Upgrade auf 5G das

Unternehmen Huawei bevorzugen, das derzeit Marktführer mit der besten Ausstattung ist und dies auch in den nächsten 12 bis 18 Monaten bleiben wird. Einige Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit der 5G-Technologie seien durchaus berechtigt, so Hu, könnten aber durch die Zusammenarbeit mit Netzbetreibern und Regierungsbehörden geklärt oder entschärft werden.

Es seien „seltene Fälle“ aufgetreten, in denen einige Länder 5G-Themen als Vorwand für grundlose Spekulationen auf der Grundlage „ideologischer oder geopolitischer Erwägungen“einsetzen. Sicherheitsbedenken würden als Vorwand angeführt. Ziel sei es dabei, den Marktwettbewerb zu behindern, die Einführung neuer Technologien zu verlangsamen und die Kosten für den Netzausbau sowie die Preise für Verbraucher in die Höhe zu treiben. Würde es Huawei gestattet, sich in den USA am Wettbewerb um die Bereitstellung von 5G für den Zeitraum 2017 bis 2020 zu beteiligen, ließen sich nach Ansicht einiger Ökonomen rund 20 Milliarden US-Dollar an Investitionen in die drahtlose Infrastruktur einsparen.

  • Cybersicherheit – Sicherheit genießt bei Huawei höchste Priorität und ist oberstes Gebot. Hu stand einer Frage über den Aufbau von Evaluierungszentren für Cybersicherheit in Ländern wie den USA und Australien offen gegenüber und wies auf ähnliche Zentren im Vereinigten Königreich, in Kanada und Deutschland hin, die darauf abzielen, Bedenken direkt zu identifizieren, zu adressieren und zu minimieren. Huawei hat sich strengsten Bewertungen und Kontrollen durch Regulierungsbehörden und Kunden unterzogen und gleichzeitig verständnisvoll auf berechtigte Bedenken von Interessengruppen reagiert.

Es gibt jedoch keine Hinweise darauf, dass Huawei-Geräte eine Sicherheitsbedrohung darstellen. Was die oft zitierten Bedenken gegen das chinesische Recht betrifft, so hat das chinesische Außenministerium formell klargestellt, dass kein Gesetz vorschreibt, dass Unternehmen obligatorische Hintertüren installieren müssen. Huawei ist nach wie vor aufgeschlossen gegenüber Bedenken hinsichtlich der Offenheit, Transparenz und Unabhängigkeit des Unternehmens und ist stets zum Dialog bereit. Jegliche Nachweise oder Beweise können mit den Telekommunikationsbetreibern geteilt werden, wenn nicht sogar mit Huawei oder der breiten Öffentlichkeit.

  • Compliance – Eine Reihe von Journalisten fragten nach der Finanzchefin von Huawei, Frau Meng Wanzhou. Hu sagte, dass er aufgrund von laufenden Gerichtsverfahren nicht in der Lage sei, Kommentare abzugeben. Doch er erklärte ausdrücklich, dass der Geschäftsbetrieb durch dieses Ereignis nicht beeinträchtigt werde. Die Geschäftsreisepläne der Führungskräfte wurden nicht beeinträchtigt, und Huawei ist sehr zuversichtlich, was sein System zur Einhaltung der Handelsbestimmungen betrifft, das seit 2007 läuft. Das Unternehmen vertraut auf die Gerechtigkeit und Unabhängigkeit der Justiz in Kanada und den USA.

Hu bezeichnete die jüngsten Erfolge des Unternehmens als vielversprechend und erzählte aus seiner fast 30-jährigen Tätigkeit bei Huawei, während der sich die Mitarbeiter, die Kultur und das Management des Unternehmens kontinuierlich weiterentwickelt haben. „Dies ist ein Transformationsprozess, der uns geholfen hat, uns von einem unbekannten Anbieter zum Marktführer für 5G zu entwickeln.“ Er betonte auch, das Huawei immer noch vor Herausforderungen steht, dankte den Medien für ihr Interesse am Dialog und wandte sich an Mitarbeiter, Kunden und Interessengruppen.

„Ich möchte Romain Rolland zitieren“, sagte Hu abschließend und zitierte die Worte des berühmten französischen Schriftstellers, der 1915 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde:

„Es gibt nur ein Heldentum auf der Welt: Die Welt zu sehen, wie sie ist – und sie zu lieben.“ „Bei Huawei sehen wir die Dinge, wie sie sind, und doch lieben wir unsere Arbeit. Ein chinesisches Sprichwort drückt es ähnlich aus: 道阻且长,行且将至. Es besagt, dass der Weg vor uns zwar lang und beschwerlich sein mag, aber dass wir dennoch voranschreiten und das Ziel erreichen werden, weil wir uns bereits auf den Weg gemacht haben.“

Vollständiges Transkript

Einleitende Bemerkungen

Ken Hu: Guten Tag allerseits! Willkommen auf unserem neuen Campus. Dies ist unser weltweit größter Campus. Hier haben wir unser neues Fertigungszentrum errichtet. Auch unser Schulungszentrum und unser F&E-Zentrum haben wir hier gebaut. Und wir haben viele unserer Mitarbeiter von Shenzhen nach Dongguan geholt. Dabei habe ich gehört, dass unsere Mitarbeiter von diesem neuen Campus sehr angetan sind.

Ich nehme an, dass Sie am Morgen eine interessante Führung durch unser Technologielabor und hier im Sicherheitslabor hatten. Wenn Sie uns das nächste Mal besuchen, nehmen wir Sie gerne mit auf eine kleine Zugfahrt durch unseren wunderschönen Campus. Der Campus hat eine sehr schöne Lage am See. Ich weiß, dass die Weihnachtszeit für Sie alle sehr arbeitsintensiv ist. Daher danke ich Ihnen besonders, dass Sie sich heute die Zeit für die Begegnung mit uns genommen haben.

Dieses Jahr war wirklich ereignisreich, nicht wahr? Deshalb glaube ich, dass Sie für das heutige Gespräch viele Fragen mitgebracht haben. Bevor wir beginnen, möchte ich die Gelegenheit nutzen, Ihnen einen sehr kurzen Überblick über unseren diesjährigen Geschäftsverlauf zu geben, bevor ich dann Ihre Fragen beantworte.

Das Geschäft verlief in diesem Jahr sehr gut für uns. Wir sind zuversichtlich, dass wir bis Ende dieses Jahres einen Gesamtumsatz von mehr als 100 Milliarden US-Dollar erzielen werden.

In unserer Firmengeschichte ist dies ein großer Meilenstein. Zum ersten Mal liegt unser Umsatz bei über 100 Milliarden US-Dollar. Auch verzeichneten unterschiedliche Geschäftsbereiche ein sehr erfreuliches Wachstum.

So haben wir beispielsweise in unserem Betreibergeschäft, das den größten Teil unseres Gesamtportfolios ausmacht, mehr als 25 kommerzielle Aufträge für 5G abgeschlossen. Damit sind wir die Nummer eins bei kommerziellen 5G-Verträgen. Diese Entwicklung ist das Ergebnis unserer weitreichenden technologischen Innovationskraft in der gesamten Branche. Und wir haben begonnen, 5G-Geräte in die ganze Welt zu liefern. Aktuell haben wir bereits mehr als 10.000 Basisstationen an die verschiedensten Märkte auf der Welt geliefert.

Auch unser Firmenkundengeschäft hat sich sehr positiv entwickelt. Wir haben eine wachsende Zahl von Verträgen mit führenden globalen Unternehmen abgeschlossen. In diesem Jahr haben sich mehr als 200 Fortune-500-Unternehmen für Huawei als Lieferanten für ihren digitalen Wandel entschieden. Auch das ist ein großer Schritt nach vorne.

Und das Privatkundengeschäft. Wir alle wissen, dass unsere Smartphones sehr guten Absatz haben. In diesem Jahr konnten wir unsere Umsätze und Absatzzahlen dank der erfolgreichen Markteinführung unserer Flaggschiff-Smartphones P20 und Mate 20 unsere deutlich steigern. Diese neuen Smartphones sind mit erstaunlichen Funktionen ausgestattet, darunter hochwertigen Kameras und vor allem künstlicher Intelligenz.

Wir konnten also in allen drei Geschäftsbereichen in diesem Jahr ein sehr erfreuliches Wachstum verzeichnen. Speziell im Oktober haben wir zum ersten Mal unsere Full-Stack- und All-Scenario-Lösungen mit künstlicher Intelligenz angekündigt.

Wir arbeiten jetzt seit rund zehn Jahren mit künstlicher Intelligenz, und in diesem Jahr haben wir unsere Lösung angekündigt – Full- Stack, All-Scenario. Wir glauben, dass wir mit dieser Lösung in der Lage sein werden, künstliche Intelligenz letztendlich zu einer echten Allzwecktechnologie zu machen.

Wir arbeiten daran, diese Technologie für die gesamte Gesellschaft zugänglicher und erschwinglicher zu machen. Und wir hoffen, dass wir in den kommenden Jahren weitere innovative Chipsätze sowie Hardware- und Softwarelösungen für künstliche Intelligenz auf den Markt bringen werden, um unseren Kunden dabei zu helfen, die Vorteile dieser neuen Technologie zu maximieren.

Soweit also zu unserem hervorragenden Wachstum in diesem Jahr. Natürlich stehen wir zugleich auch vor einigen Herausforderungen. Sie alle kennen die Anschuldigungen, die in diesem Jahr gegen Huawei erhoben wurden. Trotz der Bestrebungen in manchen Ländern, Ängste vor Huawei zu schüren und durch politische Maßnahmen das Wachstum der Branche zu behindern, sind wir stolz darauf, dass unsere Kunden uns weiterhin vertrauen und unseren Beitrag zur Branche anerkennen.

Unsere Kunden arbeiten auch weiterhin mit uns zusammen, innovieren mit uns und bauen ihre Netzwerke mit unseren innovativen Technologien auf. Wir sind sehr dankbar für diese Unterstützung.

Wenn es um Sicherheitsfragen geht, sind wir als Branchenvertreter der Meinung, dass wir noch mehr über Technologien sprechen müssen und wie wir sie verbessern können. Was die Vorwürfe in Bezug auf die Sicherheit anbelangt, ist es am besten, die Fakten für sich sprechen zu lassen. Und Fakt ist: Huawei hat eine absolut saubere Sicherheitsbilanz. Wir glauben, dass Cybersicherheit ein globales Anliegen ist. Es ist ein Thema für die gesamte Branche, und wir müssen es gemeinsam angehen.

Auch in Zukunft werden wir weiterhin in technologische Innovationen, Breitbandnetze, Cloud, künstliche Intelligenz und intelligente Geräte investieren. Und wir sind der Überzeugung, dass diese kontinuierlichen Investitionen in technologische Innovationen dazu beitragen werden, im kommenden Jahr ein solides Wachstum im Telekommunikationssektor zu erzielen und die 5G-Technologie schneller einzuführen. Dies wird es uns erleichtern, auf dem Firmenkundenmarkt für digitale Transformation in unterschiedlichen vertikalen Branchen eine stärkere Position einzunehmen. Vor allem aber wird es uns helfen, den Verbrauchern attraktivere und innovativere Geräte anzubieten. Wir werden unser erstes 5G- Smartphone auf den Markt bringen, und davon können wir viel Gutes erwarten.

Dies ist nur ein kurzer Überblick über unser Geschäftswachstum und unseren Geschäftsverlauf. Ich freue mich sehr darauf, heute mit Ihnen allen ausführlicher darüber zu sprechen. Darum möchte ich jetzt Ihre Fragen beantworten.

Und damit eröffne ich die Diskussion.

Frage-Antwort-Runde

Joseph Waring, Mobile World Live: Welche konkreten Maßnahmen gedenkt Huawei angesichts der Behauptungen und der Befürchtungen, die von vielen Regierungen geäußert werden, kurz- oder mittelfristig zu ergreifen, um diesen Druck teilweise zu mildern? Mir ist bekannt, dass Ihr Cybersicherheitszentrum im Vereinigten Königreich mit den dortigen Netzbetreibern und einer Reihe anderer ähnlicher Einrichtungen zusammenarbeitet. Können Sie dazu etwas sagen?

Ken Hu: Wir sind uns bewusst, dass der technologische Wandel in unserer Branche immer schneller voranschreitet. Die Technologien werden immer komplexer. Die Netzwerke werden zunehmend offener. Infolgedessen spüren wir deutlich das zunehmende Interesse und die wachsende Aufmerksamkeit der Netzbetreiber und Regulierungsbehörden sowie der breiten Öffentlichkeit gegenüber der Branche. Wir halten das für normal.

Wenn wir uns selbst betrachten, wie ich eben bereits erwähnt habe, ist das Geschäft von Huawei immens schnell gewachsen. Unser Umsatz wird in Kürze 100 Milliarden US-Dollar übersteigen. Wir sind in 170 Ländern der Welt präsent. Etwa die Hälfte der Fortune-500- Unternehmen setzt Huawei-Produkte ein. Die Mehrheit der führenden Telekommunikationsunternehmen setzt die von Huawei entwickelten Geräte ein. Hunderte Millionen Verbraucher weltweit nutzen unsere Smartphones.

Angesichts unserer Größe und unserer Präsenz ist es absolut notwendig, dass wir die Anliegen und Interessen der Regierungen, der Gesellschaft und der llgemeinheit sehr ernst nehmen.

In diesem Zusammenhang sind wir uns sehr wohl bewusst, dass wir stets proaktive, transparente und konstruktive Dialoge und Gespräche mit den Behörden, den Kommunen und unseren Kunden führen müssen.

Genau das tun wir. Ich möchte Ihnen kurz unsere Maßnahmen und unsere Pläne in diesem Bereich vorstellen. Nehmen wir zum Beispiel die Sicherheit. Viele Menschen haben in diesem Bereich Bedenken oder Interesse zum Ausdruck gebracht. Für Huawei genießt Sicherheit oberste Priorität und ist unsere oberste Leitlinie.

Im Jahr 2011 wurde dieser Stellenwert der Sicherheit als unsere oberste Priorität und übergeordnete Leitlinie in Form eines Vorstandsbeschlusses festgeschrieben. Der offene Brief unseres Gründers und CEO, Herrn Ren, richtete sich an die Welt und verdeutlichte anschaulich unser ernsthaftes Engagement für die Sicherheit.

Nach dieser Positionierung und dem Beschluss haben wir sehr solide Schritte und Maßnahmen unternommen, sowohl nach innen als auch nach außen. So wurden beispielsweise intern in allen unseren Geschäftsbereichen Cybersicherheitsgarantien und Schutzmaßnahmen entwickelt und umgesetzt, von der Unternehmensführung über die Organisationsstruktur und Technologieinnovationen bis hin zu Personalmanagement und IT- Systemen. Ich nehme an, dass Sean Yang Ihnen am Morgen einige davon vorgestellt hat.

Nach außen hin, wenn wir mit Kunden, Regulierungsbehörden und der Öffentlichkeit zusammenarbeiten, verfolgen wir seit über zehn Jahren eine Strategie oder einen Ansatz, den wir „make white whiter“ nennen.

Mit anderen Worten, wir kennen die Bedenken unserer Kunden und der Regulierungsbehörden. Wir sind daher bereit, zusätzliche Schritte zu unternehmen oder einen Schritt weiter zu gehen als andere Unternehmen in unserer Branche.

Im Rahmen dieser Bemühungen haben wir uns einer externen Zertifizierung der Hardware, Software und Lösungsansätze von Huawei unterzogen, die von unabhängigen Dritten durchgeführt wurde.

Wenn wir uns die Ergebnisse dieser Zertifizierungen ansehen, erkennen wir deutlich, dass sich Huawei und die Geräte von Huawei in den vergangenen 30 Jahren im Bereich der Cybersicherheit als äußerst solide und korrekt erwiesen haben.

Es hat mit unseren Geräten noch nie einen schweren Cybersicherheitsvorfall gegeben.

Und selbst bei strengsten Überprüfungen und Screenings durch Aufsichtsbehörden oder unsere Kunden gab es noch nie Anhaltspunkte dafür, dass unsere Geräte eine Sicherheitsbedrohung darstellen.

Laut einem jüngsten Bericht des CFI, eines externen, unabhängigen Auditunternehmens, haben die Geräte von Huawei in Bezug auf Betriebsstabilität und Betriebszuverlässigkeit in den letzten drei Jahren den Branchendurchschnitt deutlich übertroffen.

Gerne stellen wir Ihnen diesen Bericht nach diesem Interview zur Verfügung.

Wir sind sehr stolz auf diese Anerkennung durch unsere Kunden und die Branche.

Allerdings werden wir unsere Ansprüche an uns selbst definitiv nicht lockern, denn wir sind uns sehr wohl bewusst, dass die Technologien immer komplexer und die Netzwerke immer offener werden. Dementsprechend steigen auch die Sicherheitsanforderungen und - ansprüche.

Aus diesem Grund werden wir unsere Investitionen in Sicherheit und sicherheitsrelevante Technologien auch künftig erhöhen.

In unserer letzten Vorstandssitzung haben wir ein unternehmensweites Transformationsprogramm beschlossen, um unsere Softwareentwicklungsfähigkeiten zu verbessern.

Das Unternehmen wird über die nächsten fünf Jahre ein vorläufiges Sonderbudget von 2 Milliarden US-Dollar investieren, um unsere Softwareentwicklungsfähigkeiten grundlegend zu verbessern und so unsere Produkte besser auf die Welt der Zukunft vorzubereiten.

Wir glauben, dass wir durch diese Maßnahmen in der Lage sein werden, auch in Zukunft unsere führende Stellung in unserer Branche in Sachen Cybersicherheit zu behaupten. Wir hoffen auch, dass wir mit diesen Maßnahmen unsere solide Erfolgsbilanz im Bereich Cybersicherheit fortführen können.

Wir werden unsere Anstrengungen in Bezug auf die Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit mit Ländern in der ganzen Welt weiter ausbauen. Wir werden den Ländern unsere Erfolgsgeschichte in Sachen Cybersicherheit vermitteln, und wir werden außerdem mit Regierungsvertretern sprechen, um sie über die Bemühungen und Maßnahmen aufzuklären, die wir im Bereich der Cybersicherheit unternommen haben.

Beispielsweise ist das interne Cybersicherheitslabor, das Sie am Morgen besucht haben, auch das Labor, das wir erfolgreich betreiben und das wir für Regierungen und Kunden auf der ganzen Welt öffnen, so dass sie durch den Besuch und die Dialoge unsere Positionierung und unsere Vorgehensweise nachvollziehen können. In Zukunft werden wir einige dieser Maßnahmen noch stärker, sagen wir, lokalisieren.

So haben wir beispielsweise vor zehn Jahren im Vereinigten Königreich ein unabhängiges Evaluierungszentrum für Cybersicherheit eingerichtet. In der Folge konnten wir ein langfristiges und effektives Kooperationsmodell mit den britischen Interessengruppen etablieren. Wir werden diesen Prozess auch weiterhin vorantreiben. Ein vergleichbares Arrangement haben wir auch in Kanada. Das sind die Bemühungen, die wir fortsetzen und verstärken werden.

Gleichzeitig werden wir eine ähnliche Interaktion mit den Behörden weiter ausbauen. Letzten Monat war ich selbst in Bonn und nahm dort an der Eröffnungsfeier eines Sicherheits-Innovationslabors teil. Dieses Labor ist im Wesentlichen eine offene Plattform, die es der deutschen Bundesregierung wie auch unseren Kunden in Deutschland ermöglicht, die Huawei-Produkte sicherheitstechnisch zu testen. Solche Bemühungen haben die Anerkennung der deutschen Bundesregierung gefunden.

Als nächster Schritt wird im nächsten Jahr im ersten Quartal unser Sicherheitstransparenzzentrum in Brüssel eröffnet. Auch das ist Bestandteil unseres längerfristigen Plans. Je nach Bedarf werden wir auch in anderen Teilen der Welt ähnliche offene und transparente Mechanismen für das Sicherheitsmanagement einrichten.

Kurz gesagt, wenn es um die Sicherheit geht, dann denke ich, dass wir sie sehr ernst nehmen und ihr große Aufmerksamkeit widmen. Wir haben in diesem Bereich große Anstrengungen unternommen und werden dies auch weiterhin tun, indem wir den Dialog und die Interaktion mit Regierungsvertretern auf der ganzen Welt pflegen.

Wenn wir uns die Vorbehalte der Länder gegenüber Huawei ansehen, denke ich, dass es noch einen anderen Aspekt gibt, den wir ebenfalls berücksichtigen müssen.

Huawei ist ein Unternehmen, das aus China stammt, und wir sind keine Aktiengesellschaft. Das bedeutet aber nicht, dass wir nicht das gleiche Maß an Transparenz erreichen können. Auch in diesem Bereich haben wir große Anstrengungen unternommen.

Sehr früh schon haben wir unsere Eigentümerstruktur bekannt gegeben, damit alle wissen, dass Huawei ein Privatunternehmen ist, das sich im Besitz seiner Mitarbeiter befindet.

Jedes Jahr durchlaufen wir vor der Veröffentlichung unseres Geschäftsberichts die striktesten Auditprozesse, so dass sich alle Beteiligten von der Authentizität, Integrität und Unabhängigkeit unserer Geschäftstätigkeit überzeugen können.

Gleichzeitig haben wir angesichts gewisser spezifischer Bedenken mit den Regierungen auf der ganzen Welt über die Unabhängigkeit von Huaweis Geschäftstätigkeit gesprochen. Tatsache ist, dass wir nie Anfragen von Regierungen akzeptiert haben, die darauf abzielen, das Geschäft oder die Netzwerke unserer Kunden oder anderer Länder zu beeinträchtigen. Wie ich bereits erwähnt habe, ist es in jeder Hinsicht am besten, die Fakten für sich sprechen zu lassen.

Tatsächlich gab es in den letzten dreißig Jahren keinen größeren Cybersicherheitsvorfall, keine Bedrohung der Cybersicherheit und keine Beweise dafür, dass Huawei die Cybersicherheit beeinträchtigt haben könnte. Und wir werden weiterhin proaktiv kommunizieren und interagieren sowie eine offene Zusammenarbeit anstreben, damit immer mehr Menschen dies erkennen können.

Yang Yuan, Financial Times: Ich habe eine Frage zur Verhaftung von Frau Meng in Kanada. Es wurde bereits von Reuters berichtet, dass Skycom, eine Tochtergesellschaft von Huawei, Technologien von amerikanischen Unternehmen an iranische Kunden verkauft hat. Und es hat sich auch herausgestellt, dass Frau Meng Direktorin bei Skycom war und sich die Mitarbeiter von Skycom als Mitarbeiter von Huawei bezeichnet haben. Können Sie das Verhältnis zu Skycom und die Aktivitäten von Skycom im Iran präzisieren?

Ken Hu: Ich weiß, dass Sie sehr an den jüngsten Ereignissen interessiert sind. Da diese aber, wie Sie vielleicht wissen, derzeit im Rahmen eines Gerichtsverfahrens behandelt werden, kann ich Ihnen dazu zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskünfte geben. Zwei Punkte möchte ich Ihnen dennoch mitteilen. 

Erstens haben wir großes Vertrauen in unser Handels-Compliance- Managementsystem. Im Jahr 2007 haben wir mit der Entwicklung begonnen, die alle Geschäftsbereiche unseres gesamten Portfolios und die gesamte Belegschaft von Huawei umfasst. Wir sind der Überzeugung, dass wir mit einem so gut funktionierenden Handels- Compliance-Managementsystem die Basisgarantie für unser 100- Milliarden-Dollar-Geschäft mitbringen. Das ist der Garant für einen reibungslosen, effizienten und sicheren Betrieb unseres Unternehmens und auch für die Rückversicherung unserer Kunden auf der ganzen Welt.

Zweitens haben wir Vertrauen in die Gerechtigkeit und Unabhängigkeit der Justiz in den Ländern, die an diesem konkreten Fall beteiligt sind. Wir erwarten einen gerechten Abschluss dieser Angelegenheit.

Eamon Barrett, Fortune: Einer der Punkte, die verschiedene Regierungen in Bezug auf Huawei und die potenzielle Sicherheitsbedrohung angesprochen haben, ist das im vergangenen Jahr verabschiedete nationale Geheimdienstgesetz, das jede Branche oder jedes Unternehmen zur Zusammenarbeit mit Chinas nationaler Geheimdienstarbeit zwingen würde. Jetzt kann man sagen, dass Huawei nie von unserer Regierung aufgefordert wurde, in ein Netzwerk einzudringen oder anderweitig zu spionieren. Wenn aber nun die chinesische Regierung zu Huawei kommt und Huawei dazu auffordert, welche Rechtsgrundlage hätte Huawei dann, um ein derartiges Gesuch abzulehnen?

Ken Hu: Zunächst stellte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums am 10. Dezember in einer Pressekonferenz formell klar, dass es nach chinesischem Recht keine gesetzliche Verpflichtung für Unternehmen gibt, obligatorische Hintertüren zu installieren.

Natürlich hat auch China, genauso wie die USA und Australien, gewisse gesetzliche Vorgaben zur Terrorismusbekämpfung oder zur Cybersicherheit. Ebenso betont China ausdrücklich, dass alle staatlichen Institutionen oder Agenturen das Gesetz nach geltendem Recht anwenden müssen. Es gibt klare Definitionen.

Bei Huawei besteht unser Ansatz darin, diese Punkte in strikter Übereinstimmung mit dem Gesetz zu behandeln. Wir haben bisher keine Aufforderungen erhalten, unzulässige Informationen zur Verfügung zu stellen. Auch in Zukunft werden wir in vergleichbaren Situationen streng nach dem Gesetz vorgehen. Wenn wir über die Einhaltung des Gesetzes sprechen, gibt es klare Vorgaben für die Befugnisse der zuständigen Behörden.

Gao Yuan, Bloomberg: Wir alle wissen, dass Huawei im Anschluss an den Vorfall mit [Meng Wanzhou] einen kommissarischen Finanzvorstand ernannt hat. Meine Frage lautet: Kann [Meng Wanzhou] nach dem aktuellen Fall ihre Verantwortung als Konzern- Finanzvorstand weiterhin wahrnehmen und was sind die tatsächlichen Auswirkungen und Folgen dieses Falles für die Geschäftstätigkeit von Huawei? Wie wir von einigen ausländischen Huawei-Mitarbeitern erfahren haben, wird es Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit wie z. B. die Beschaffung haben, wenn es keine entsprechende finanzielle Führung gibt.

Ken Hu: Derzeit ist unser Geschäftsbetrieb von dem Fall in Kanada nicht betroffen. Unsere Geschäftstätigkeit als Unternehmen und unser Geschäft im Finanzwesen gehen nach wie vor ihren gewohnten Gang.

Ryan Mcmorrow, AFP: Nachdem Meng in Kanada festgenommen wurde, verhaftete die chinesische Regierung zwei Kanadier aus Gründen der nationalen Sicherheit. Die chinesische Regierung hat erklärt, dass dies keine Vergeltungsmaßnahme sei, aber die meisten unabhängigen Experten behaupten das Gegenteil. Hat Huawei irgendwelche Kommentare oder Gedanken zur Verhaftung dieser beiden Personen?

Ken Hu: Dazu kein Kommentar.

Eunice Yoon, CNBC: Glauben Sie, dass Huawei in den Vereinigten Staaten nennenswerte Geschäfte machen wird, und ist das für das Unternehmen in Zukunft von Bedeutung?

Ken Hu: Nun, die USA sind einer der größten Telekommunikationsmärkte der Welt, und ich würde definitiv nicht sagen, dass uns das egal ist. Die heutige Realität macht es für Huawei jedoch sehr schwierig, geschäftliches Wachstum zu erzielen, und zwar aus Gründen, die Sie wohl alle kennen.

Als Folge davon würde ich sagen, dass unser aktueller Geschäftsstatus in den USA sehr begrenzt ist. Wir haben natürlich immer noch Kunden in den Vereinigten Staaten und verfolgen weiterhin unser Geschäftsprinzip der Kundenorientierung. Wir tun alles, was wir können, um diesen Kunden den bestmöglichen Service zu bieten, und sie sind mit unseren Dienstleistungen sehr zufrieden.

Auf der anderen Seite stellen wir aber auch fest, dass sich auch die Vereinigten Staaten in einer Entwicklungsphase befinden, wenn es um den Markt für digitale Infrastrukturen geht.

In Anbetracht der Tatsache, dass Huawei nicht am US-Markt teilnehmen kann, stellen wir auch fest, dass es sich um einen Markt handelt, der sehr wenig Wettbewerb hat.

Nach Ansicht einiger Ökonomen würden zwischen 2017 und 2020 – was wir für eine äußerst wichtige Zeit für den Einsatz von 5G halten – 20 Milliarden US-Dollar an Einsparungen bei den Investitionen in die drahtlose Infrastruktur anfallen, wenn Huawei am Marktwettbewerb teilnehmen könnte.

Da Huawei nicht teilnehmen kann, liegt der HHI, der die Marktkonzentration in gewissen Regionen beschreibt, in den USA bei bis zu 2.500 und damit viel höher als in anderen Ländern der Welt, die typischerweise in der Größenordnung um 1.000 liegen.

Wenn die besten Lieferanten und die besten Technologien nicht am Markt teilnehmen können, werden sich meines Erachtens die Bereitstellungskosten deutlich erhöhen. Gleichzeitig wird sich die Zeitspanne bis zur Markteinführung neuer Technologien erheblich verlängern.

Zugleich ist die digitale Infrastrukturbranche stark von der globalen Lieferkette abhängig. Mit anderen Worten, die Geräte eines jeden Unternehmens unserer Branche unterliegen der globalen Lieferkette für Entwicklung und Fertigung.

Bei der Bereitstellung können wir also in den meisten Fällen sagen, dass die digitale Infrastruktur eine heterogene Umgebung sein wird. Es bedarf also der Kooperation und der Partnerschaft mit Akteuren aus der gesamten Branche.

Unter diesem Gesichtspunkt kann das Verbot eines bestimmten Unternehmens aus dem Wettbewerbsumfeld nicht grundsätzlich die Bedenken hinsichtlich der Cybersicherheit ausräumen. Wir glauben, dass die US-Märkte letztendlich die besten Technologien und die besten Unternehmen benötigen, um am Marktwettbewerb  teilzunehmen. Wir wissen nicht, wann es so weit sein wird. Wir haben Geduld.

Raymond Zhong, New York Times: Wir haben Anfang des Jahres gesehen, dass ZTE fast den Betrieb einstellen musste, weil die USA das Unternehmen daran gehindert haben, amerikanische Technologien einzusetzen. Natürlich ist Huawei nicht in dieser Situation. Aber können Sie uns erklären, was die Auswirkungen sein könnten, wenn Huawei eines Tages in dieser Position sein sollte – und unternimmt das Unternehmen Schritte, um seine Lieferkette vor einer Abhängigkeit von den USA zu schützen?

Ken Hu: Wir kommentieren keine Dinge, die noch nicht geschehen sind, aber ich möchte Ihnen gerne unsere Gedanken und unsere Maßnahmen in Bezug auf die Lieferkette und das Business Continuity Management erläutern.

Wir alle wissen, dass die IKT-Branche in hohem Maße von einer globalen Lieferkette abhängig ist. Auch Huawei ist da keine Ausnahme.

Gegenwärtig haben wir 13.000 Lieferanten in unserer Lieferkette. Diese Unternehmen stammen aus Japan, den USA, Europa, China und vielen anderen Ländern in den Regionen. Nehmen wir zum Beispiel dieses Jahr, dann belaufen sich unsere jährlichen Beschaffungskosten auf 70 Milliarden US-Dollar.

Unter diesem Gesichtspunkt sind die technologischen Innovationen von Huawei zum einen das Ergebnis unserer eigenen Anstrengungen. Zum anderen sind sie aber auch auf die enge Zusammenarbeit mit 13.000 Partnern in unserer globalen Wertschöpfungskette zurückzuführen.

Wir sind uns auch darüber im Klaren, dass eine Lieferkette umso anfälliger ist, je globaler sie ist. So haben wir bereits vor fast 10 Jahren mit der Entwicklung eines umfassenden und effektiven Business-Continuity-Managementsystems begonnen.

Dieses Managementsystem deckt viele Bereiche unseres Unternehmens ab: F&E, Beschaffung, Fertigung, Logistik und auch Dienstleistungen. In den letzten 10 Jahren konnten wir mit diesem System eine ganze Reihe von Notfällen erfolgreich bewältigen.

Naturkatastrophen wie der Tsunami in Japan, die Flut in Thailand, das Erdbeben in Nepal, aber auch Ransomware-Angriffe. Um die Kontinuität der Lieferkette zu gewährleisten, müssen wir gut darüber nachdenken, wie wir unsere Lieferstrategie aufstellen und wie wir den Betrieb unserer Anlagen sicherstellen können.

Nehmen wir zum Beispiel unsere Lieferkettenstrategie. Wir verfolgen eine diversifizierte Lieferstrategie. Das bedeutet, dass wir eine Beschaffungsstrategie mit mehreren Lieferanten haben. Wir prüfen mehrere Möglichkeiten in Bezug auf Technologielösungen und wir verfügen auch über standortübergreifende Liefernetzwerke. Da wir mit Hunderten von Telekommunikationsbetreibern auf der ganzen Welt zusammenarbeiten und auch eine beträchtliche Anzahl von Unternehmenskunden bedienen, berücksichtigen wir den gesamten erforderlichen Lifecycle-Support und bauen unseren Bestand an Ersatzteilen und Komponenten  auf, um den Support über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg sicherzustellen.

Dies sind einige der von uns ergriffenen Schritte und Maßnahmen zur Gewährleistung der Business Continuity. Gleichzeitig halten wir die Kontinuität der Kette der IKT-Industrie für wichtig. Wir glauben, dass dies ein Thema ist, ein Problem, mit dem sich die gesamte Branche und die internationale Gemeinschaft befassen müssen.

Wie ich bereits erwähnt habe, haben wir 13.000 Lieferanten. Unsere diesjährigen Beschaffungskosten betragen 70 Milliarden US-Dollar. Betrachten wir die gesamte Industriekette, die Unternehmen oder auch die beteiligten Länder, so sind diese voneinander abhängig.

Wenn ein Glied in dieser globalen Industriekette in ungewöhnlicher Weise behindert wird, hätte dies erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Industriekette und sogar auf die wirtschaftliche Entwicklung der beteiligten Länder.

Wenn wir also einen ganzheitlicheren Blick darauf werfen, müssen die Gesellschaft als Ganzes, die beteiligten Länder und die Industrie zusammenarbeiten, um die Kontinuität dieser globalen IKT- Wertschöpfungskette zu gewährleisten. 

Steven Jiang, CNN: Ich habe zwei schnelle Follow-up-Fragen zu Dingen, die bereits angesprochen wurden. Erstens weiß ich, dass Sie sich nicht zum Fall von Frau Meng selbst äußern können, da es sich um einen juristischen Fall handelt, aber konkret zu den Auswirkungen. Was sind die Auswirkungen auf Sie und andere Führungskräfte? Begrenzen oder ändern Sie Ihre Reisepläne oder vermeiden Sie z. B. bestimmte Länder? Was sind die Auswirkungen auf die Arbeitsmoral der Huawei-Mitarbeiter?

Die andere Frage betrifft die möglichen Schritte der USA. Wir beginnen einige Schritte von Regierungen oder Betreibern in den USA und ihren Verbündeten wie Frankreich, dem Vereinigten Königreich oder sogar Japan zu beobachten, um den Einsatz von Huawei-Geräten in ihren 5G-Kernnetzen zu verhindern. Sind Sie besorgt über diesen Trend? Glauben Sie, dass das eine geopolitische Frage ist, unabhängig davon, was Sie sagen oder tun?

Ken Hu: Zu Ihrer ersten Frage: Es gibt keine Einflüsse auf unsere Reisepläne. Gestern zu dieser Zeit war ich noch im Flugzeug.

Zur zweiten Frage, den aktuellen Entwicklungen zu 5G in verschiedenen Ländern. Ich bin erst gestern aus Europa zurückgekommen. Ich möchte Ihnen einige meiner Eindrücke mitteilen.

Davor aber möchte ich Sie ein wenig korrigieren. Es gibt keine offizielle Entscheidung von Frankreich oder Japan, die besagt, dass Huawei von 5G ausgeschlossen werden soll. Was wir im Moment feststellen, ist vielmehr, dass immer mehr Regierungen und Betreiber in immer mehr Ländern zum Thema 5G sehr proaktive Gespräche mit Huawei führen.

Wie ich bereits eingangs erwähnt habe, hat Huawei 25 kommerzielle Verträge für 5G erhalten. Diese Zahl ist größer als die jedes Wettbewerbers in der Branche. Gleichzeitig sind wir bei 5G in einer deutlich führenden Position, sowohl was die Marktführerschaft als auch was die Reife unserer Technologien betrifft.

Sie haben heute Morgen ein paar unserer Labore besucht, und ich denke, Sie haben dort sicher viele coole Technologien gesehen.

Das sind die coolen Technologien, die in unserer Branche nur Huawei zu bieten hat. Es sind gerade diese Technologien, die es uns ermöglicht haben, die starke Führungsposition bei 5G aufzubauen, die wir heute genießen. Wir haben an Dutzenden von vorkommerziellen 5G-Tests teilgenommen. Die Testergebnisse lassen darauf schließen, dass Huawei in Bezug auf die technische Reife den anderen Wettbewerbern in unserer Branche mindestens 12 bis 18 Monate voraus ist.

Diese Führungsposition von Huawei wurde von unseren Kunden öffentlich anerkannt. So kommentierte der Chefarchitekt der British Telecom im vergangenen Monat auf dem Mobile Broadband Forum in London öffentlich, dass Huawei derzeit der einzige echte 5G- Anbieter ist und alle anderen aufholen müssen.

Diese bedeutende Anerkennung, die wir von Kunden und Regierungen erfahren, ist zunächst auf unsere Technologieführerschaft im 5G-Bereich zurückzuführen.

Diese Regierungen und Kunden sind der Auffassung, dass durch den Einsatz des besten Lieferanten für die 5G-Netzeinführung die Zeitspanne bis zur Markteinführung dieser neuen Technologie erheblich verkürzt werden kann. Nehmen wir zum Beispiel LG U+ in Korea. Sie haben ihre 5G-Dienste bereits im Markt eingeführt, nachdem sie mit Huawei-Geräten 5G-Netze aufgebaut haben.

Dies könnte ihnen helfen, eine wettbewerbsfähigere Kostenstruktur zu erreichen und den Verbrauchern attraktive Dienste anzubieten. Wir sehen jedoch, dass 5G auch mit Bedenken unterschiedlicher Art aus verschiedenen Ländern behaftet ist. Was diese Bedenken anbelangt, so denken wir, dass die meisten von ihnen sehr berechtigte und technologiebasierte Bedenken sind. Das sind die Bedenken, von denen wir glauben, dass sie durch unsere Zusammenarbeit mit den Telekommunikationsbetreibern und durch gemeinsames Engagement und Kommunikation mit den Regierungen präzisiert und gemildert werden können. Natürlich gibt es auch seltene Fälle, in denen die Länder – wie man sagen würde – einen unnatürlichen Ansatz verfolgen.

Sie verwandeln diesen branchen- und technologiebezogenen 5G- Sicherheitsaspekte in unbegründete Mutmaßungen, die sich an bestimmte Unternehmen richten. Dabei geht es nicht darum, wie man die Technologie selbst verbessern und sichern kann, sondern es entstehen Spekulationen, die sich aus ideologischen oder geopolitischen Gründen gegen bestimmte Unternehmen richten.

In sehr seltenen Fällen haben sich bestimmte Länder bei der Auswahl der 5G-Technologie unverantwortlich verhalten, indem sie Fakten ignorieren und stattdessen gewissen Unternehmen die Teilnahme am Markt verbieten.

Wir sind der Meinung, dass derartige Entscheidungen sehr ernst genommen und professionell gehandhabt werden sollten. Zur Untermauerung dieser Entscheidungen müssen Nachweise oder Beweise vorliegen. Wenn es keine Beweise gibt, denke ich, dass eine derartige Entscheidung den Praxistest nicht bestehen wird. Wir sind der Überzeugung, dass die Diskussionen um die 5G-Sicherheit zu den Technologiediskussionen zurückkehren und auf einer objektiven Unternehmensbewertung basieren sollten.

Wir denken, dass Sicherheit in erster Linie ein Technologiethema ist. Außerdem ist es erforderlich, dass die gesamte Branche zusammenkommt, um sich damit auseinanderzusetzen. Es sollten nicht gezielt und ohne wesentliche Gründe einzelne Unternehmen ins Visier genommen werden.

Sicherheitsbedenken können nur durch technische Diskussionen adressiert werden. Sicherheitsdiskussionen müssen alle Beteiligten einbeziehen. Hinsichtlich der 5G-Technologieauswahl sind wir der Meinung, dass jede Regierungsentscheidung ernsthaft und professionell getroffen werden sollte, und was sehr wichtig ist, dass es Nachweise und Beweise geben muss.

Wenn Sie über Nachweise und Beweise verfügen, sollten diese öffentlich gemacht werden, vielleicht nicht für die breite Öffentlichkeit, vielleicht auch nicht für Huawei. Aber zumindest sollten die Telekommunikationsbetreiber darüber informiert werden, denn es sind die Telekommunikationsbetreiber, die von Huawei einkaufen werden.

Wir gehen davon aus, dass für unsere Branche und für die Gesellschaft insgesamt die sicherheitstechnischen Herausforderungen noch lange Zeit real sein werden. Diese können nur durch offene Kommunikation und Zusammenarbeit angegangen und gemildert werden. Und Huawei engagiert sich dafür, Teil dieses Prozesses zu sein.

Die Ablehnung eines bestimmten Unternehmens, insbesondere eines der führenden Unternehmen, kann die Bedenken hinsichtlich der Cybersicherheit nicht grundsätzlich ausräumen. Zugleich erhöhen sich die Kosten für den Netzaufbau und die Einführung neuer Technologien verzögert sich. Und am Ende sind es die Verbraucher, welche die höheren Preise bezahlen müssen.

Nehmen wir zum Beispiel Australien, da gibt es einige Zahlen. Ohne Beteiligung von Huawei wären die Kosten für den Einsatz von Mobilfunk-Basisstationen in Australien um 15 % bis 40 % höher. So wären die Kosten für den Aufbau eines Gesamtnetzwerks um mehrere Milliarden australische Dollar höher. Schlimmer noch, die Zeit bis zur Einführung und Nutzung der 5G-Technologie würde sich verlängern.

Shunsuke Tabeta, Nikkei: Sie haben das Zentrum für Sicherheitstransparenz als eine der anstehenden Initiativen für Europa angesprochen. Planen Sie im Sicherheitsbereich ähnliche Maßnahmen in Japan, Asien oder Australien?

Ken Hu: Im Zusammenhang mit dem Thema Sicherheit sind wir sehr bemüht, proaktive Maßnahmen zu ergreifen, um Bedenken auszuräumen und abzubauen. Das ist unser Grundsatz. Gemäß diesem Grundsatz sind wir offen für einen proaktiven Dialog mit Regierungen auf der ganzen Welt, um ihre Bedenken zu verstehen und nach möglichen Lösungen zu suchen.

Wir hatten bereits viele erfolgreiche Fälle in Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Kanada, Deutschland und Frankreich. Und mit Sicherheit ist die APEC-Region keine Ausnahme. Auch dort haben wir proaktiv mit den Aufsichtsbehörden kommuniziert. Wir werden ihre Bedürfnisse und Anforderungen analysieren und die geeigneten Lösungen für diese aktuellen Anforderungen ausloten.

Joe McDonald, AP: Manche Leute behaupten, dass Regierungen wie die der USA, die sagen, dass Huawei ein Sicherheitsrisiko darstellt, sich nicht wirklich um die Sicherheit, sondern vielmehr um den Handel sorgen, und dass sie versuchen zu verhindern, dass Huawei ein Konkurrent von amerikanischen Technologieunternehmen wird. Zuerst möchte ich fragen: Glauben Sie, dass dies zutrifft, dass Regierungen dies als Wettbewerbsfrage darstellen, um Huawei zu stoppen?

Zweitens, wie stark könnte das Ihrer Meinung nach das Geschäft von Huawei beeinträchtigen?

Was empfinden Sie dabei, als Sicherheitsrisiko eingestuft zu werden?

Welche Veränderungen im Handel zwischen China und den Vereinigten Staaten oder China und anderen Ländern sind Ihrer Meinung nach wünschenswert, um Ihnen zu helfen?

Ken Hu: Erstens zur Etikettierung von Huawei als Sicherheitsrisiko. Wir sind der Meinung, dass jede Schlussfolgerung, jede Spekulation auf echten Tatsachen beruhen sollte.

Entweder es gibt Beweise dafür, dass die Lösung oder die Ausrüstung von Huawei nicht sicher sind.

Im Laufe der letzten 30 Jahre haben Hunderte von Telekommunikationsunternehmen Huawei-Geräte eingesetzt. Es gab keine schwerwiegenden Cybersicherheitsvorfälle. Und in den Vereinigten Staaten wurden fast keine Huawei-Geräte verwendet, was sind also die Beweise dafür, dass Huawei nicht sicher ist?

Oder aber es wird behauptet, dass es Probleme mit dem Verhalten von Huawei gibt, und auch hier gilt, dass wir in den vergangenen 30 Jahren zu einem Unternehmen mit einem Umsatz von 100 Milliarden Dollar und Geschäften in 170 Ländern geworden sind. Es gibt keine Beweise dafür, dass wir bei Huawei irgendwelche Verhaltensprobleme haben.

Ich frage Sie: Wenn ein Unternehmen einen Umsatz von 100 Milliarden Dollar hat, in 170 Ländern aktiv ist, den meisten Telekommunikationsbetreibern auf der ganzen Welt führende Produkte zur Verfügung gestellt hat, Hunderte von Fortune-500- Unternehmen und Millionen von Konsumenten auf der ganzen Welt beliefert – kann man dann ohne jeglichen Beweis sagen, dass Huawei ein Cybersicherheitsrisiko darstellt? Auf welcher Grundlage?

Sie haben auch den Wettbewerb angesprochen.

Wenn man den Fortschritt in der menschlichen Gesellschaft aus technologischer und Innovationssicht betrachtet, ist der wohlwollende Wettbewerb zwischen verschiedenen Branchen und Unternehmen ein sehr wichtiger Faktor.

Wenn der Wettbewerb fehlt, haben die Verbraucher keinen Zugang zu immer besseren Technologien in immer kürzeren Zeiträumen.

Wir sind außerdem der Meinung, dass eine Führungsrolle nur durch Wettbewerb erlangt werden kann.

Die Aussperrung von Wettbewerbern kann nicht dazu führen, dass man besser wird.

Daher glauben wir, dass jede Befürchtung, jede Anschuldigung oder jeder Verdacht bezüglich der Sicherheit von Huawei auf sachlichen Beweisen beruhen sollte. Ohne sachliche Beweise akzeptieren wir diese Behauptungen nicht und lehnen sie ab.

Im Bereich der 5G-Technologie, die kurz vor dem Serieneinsatz steht, ist Huawei führend.

Führende Unternehmen sollten respektiert und bestärkt werden. Denn wir schaffen einen positiven Wettbewerb und treiben die gesunde Entwicklung der Branche voran. Und am Ende profitiert die gesamte Gesellschaft davon.

Dan Strumpf, Wall Street Journal: Wie Sie wissen, wurden viele der jüngsten Maßnahmen gegen Huawei im letzten Jahr in einer Reihe von westlichen Verbündeten weltweit von den Vereinigten Staaten und dem Sicherheits-Establishment der Vereinigten Staaten geleitet, und es wurde ausführlich berichtet, dass es sich um eine koordinierte Aktion handelt. Es ist sechs Jahre her, seit die US- Regierung zum ersten Mal ihre Sicherheitsbedenken über Huawei äußerte. Und sechs Jahre später befindet sich das Unternehmen nun in dieser Lage und muss sich gegen die gleichen Vorwürfe wehren. Ich frage mich, ob Sie glauben – ob Huawei glaubt, dass es in den letzten sechs Jahren etwas anderes hätte tun können, um seine Position in erster Linie den Vereinigten Staaten zu vermitteln, aber auch den Regierungen, die Misstrauen empfinden, insbesondere den Regierungen, die Huawei früher willkommen geheißen haben, sich aber jetzt weniger bereit sehen, seine Geräte zu übernehmen, wenn die 5G-Einführung beginnt. Vielen Dank.

Ken Hu: In den vergangenen Jahren hat Huawei viele Maßnahmen ergriffen, um eine proaktive Kommunikation mit Regierungsvertretern zu betreiben. Zusätzlich zur Kommunikation haben wir mit vielen nationalen Regierungen, darunter den Regierungen des Vereinigten Königreichs, Kanadas, Deutschlands und Frankreichs, Kooperationsmechanismen im Sicherheitsbereich eingerichtet. Wir schätzen den offenen und pragmatischen Ansatz, den diese Regierungen im Rahmen dieser Verpflichtungen gezeigt haben. Und diese Fortschritte haben Huawei ermutigt, in diesen Bereichen noch besser zu werden. Dies ist der strategische Ansatz, den Huawei auch weiterhin verfolgen wird.

Gleichzeitig erkennen wir, wie ich bereits eingangs erwähnt habe, dass mit zunehmender Größe auch die proaktive Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Regierungen auf der ganzen Welt Teil unserer Verantwortung ist. Denn natürlich ziehen große Unternehmen mehr Aufmerksamkeit und auch mehr Bedenken auf sich. Deshalb streben wir mit zunehmender Größe nach mehr Offenheit und Transparenz und kommunizieren mit allen diesen Interessengruppen, um ihre Bedenken zu adressieren und abzumildern.

Tony Chan, Commsday: Ich habe ein paar Fragen speziell zu Australien. Ich möchte nur wissen, inwiefern die von Ihnen zitierten Zahlen über die Kosten für den Aufbau von Basisstationen und drahtlosen Netzwerken hinsichtlich der Kosten für den Ausbau ohne Huawei, die Sie zuvor angegeben haben, zutreffend sind. War das eine Huawei-Studie oder eine externe Studie? Und das andere ist, dass Huawei in Bezug auf die jüngste Politik des Ausschlusses von Huawei beim Bieten für 5G weiterhin mit der australischen Regierung in Kontakt steht. Ich möchte nur wissen, ob die Regierung tatsächlich detaillierte Anforderungen an Huawei kommuniziert hat. Gibt es etwas, das Huawei tun kann, um sich tatsächlich zu qualifizieren? Oder handelt es sich um einen pauschalen Ausschluss ohne konkrete technische Details?

Ken Hu: Zur ersten Frage: Die Zahlen, die ich Ihnen vorhin mitgeteilt habe, stammen aus einem externen Bericht. Der Name des Unternehmens lautet Frontier Economics. Der Titel dieses Berichts lautet The Value of Competition on 5G Network Deployment [dt.: Der Wert von Wettbewerb bei der Einführung des 5G-Netzes]. Wenn Sie Interesse haben, können wir Ihnen allen diesen Bericht zur Verfügung stellen.

Und dann zu Ihrer zweiten Frage. Es ist bedauerlich, dass wir keine klare Botschaft von der australischen Regierung erhalten haben, die uns sagt, was genau das Problem ist und welche Beweise dafür vorliegen, dass sie zu ihrem Ergebnis kommen. Wir hatten auch nicht die Gelegenheit, diese Bedenken mit der australischen Regierung zu klären.

Clay Chandler, Fortune: Nur ein Follow-up zu Dans Frage. Sie haben uns hier das wunderbare Test- und Evaluierungszentrum vorgeführt und beschrieben, wie die Prozesse für Länder wie das Vereinigte Königreich funktionieren. Ich frage mich, ob Sie zum Beispiel für die USA oder Australien einen Wert darin sehen, ähnliche Investitionen zu tätigen, um Zentren zu schaffen, die den Menschen zeigen können, wie diese Technologien verifiziert werden können, und die Ihre Sicherheitsbilanz in bestimmten Märkten, die besonders problematisch sind, auf konkrete Weise darstellen?

Ken Hu: Ich würde sagen: Warum nicht? Wenn man sich das Cybersicherheitszentrum ansieht, das wir im Vereinigten Königreich gebaut haben, dann ist es für das Vereinigte Königreich. Und wir haben ein ähnliches Zentrum in Kanada, um deren Bedenken zu adressieren. Wir haben dieses neue Sicherheitszentrum in Deutschland, um den deutschen Markt zu erschließen. Wie ich bereits erwähnt habe, sollten wir mit den Regierungsstellen kommunizieren, um ihre Bedenken vollständig zu verstehen. Und auch vereinbarte Maßnahmen ergreifen, um diese Bedenken zu adressieren und zu mildern.

Wenn Menschen Bedenken hinsichtlich der Sicherheit äußern, sofern sie die Bedenken angehen und zu einer Lösung kommen möchten... Ich würde sagen, dass wir definitiv in der Lage sein würden, die passende Lösung zu finden.

Wenn jedoch Sicherheitsbedenken als Vorwand angeführt werden, um ein gutes Unternehmen von der Marktteilnahme auszuschließen, ohne die Bedenken wirklich zur Sprache bringen zu wollen, würde ich sagen, dass das Ergebnis völlig anders aussehen würde. Nehmen wir zum Beispiel 5G. Wenn Sicherheitsbedenken als Vorwand für die Verhinderung von Marktwettbewerb vorgebracht werden, dann führt das zu einer langsameren Einführung der neuen Technologie und zu wesentlich höheren Kosten für den Netzaufbau. Außerdem muss der Verbraucher dann länger warten, bis er in den Genuss einer guter Technologie und guter Dienste kommt. Und trotzdem müsste er für diese Dienste mehr Geld bezahlen.

Und aus sicherheitstechnischer Sicht würde dieser Ansatz nicht dazu beitragen, die Probleme der Cybersicherheit wirklich anzugehen und zu lösen, da die IKT-Wertschöpfungskette einen globalen Charakter hat. Was die Befürchtung betrifft, dass die Geräte von Huawei in China hergestellt werden, so findet man, wenn man sich alle Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette der IKT ansieht, kaum ein Unternehmen, das behaupten würde, dass keines seiner Produkte oder Komponenten in China hergestellt wird.

Wir fordern alle Beteiligten nachdrücklich auf, diese ideologischen und geopolitischen Überlegungen aufzugeben und die Diskussion wieder auf die Bereiche Sicherheit und Technologie zu verlagern. Ich wünsche mir auch, dass alle Beteiligten zusammenkommen, um die tatsächlichen Risiken zu identifizieren und die entsprechenden Lösungen zu finden.

Sijia Jiang, Reuters: Ich möchte um weitere Einzelheiten zur Sicherheitsrevision im Umfang von zwei Milliarden US-Dollar bitten. Können Sie bitte weitere Informationen dazu liefern, wie genau Sie auf diese Zahl kommen? Wie und in welchem Markt werden Sie das Geld ausgeben und weshalb gerade jetzt? Hat das etwas zu tun mit dem Bericht der CSEC vom Juli, dass Sie beschlossen haben, einige der Bedenken des Vereinigten Königreichs zu beseitigen? Einige der Probleme wurden jedoch bereits im Jahr 2015 angesprochen. Warum dauert es also so lange, bis Sie etwas unternehmen, und warum tun Sie es jetzt?

Ken Hu: Das zwei Milliarden Dollar teure Fünfjahresprogramm zur Verbesserung der Softwareentwicklung ist Teil der IPD- Transformation von Huawei. Das Unternehmen hat sich in diesem Jahr entschieden, das so genannte IPD-2.0-Programm zu starten. IPD steht für „Integrated Product Development“ [dt.: integrierte Produktentwicklung]. Das Programm zur Optimierung der Softwareentwicklung ist Teil dieser Gesamtmaßnahme.

Wir haben diesen Transformationsprozess vor mehr als 10 Jahren mit der Einführung einer integrierten Produktentwicklung für

Technologie und Innovation begonnen. Wir nennen das IPD 1.0. Dank unserer Bemühungen in den vergangenen mehr als 10 Jahren und mit Hilfe dieser neu strukturierten Prozesse sind wir in der Lage, zuverlässige, qualitativ hochwertige und innovative Produkte bereitzustellen.

Dann begannen wir IPD 2.0 mit einem verbesserten Verständnis über die zukünftige Technologieentwicklung, zukünftige Netzwerkumgebungen und darüber, was Kunden und die Gesellschaft von der Technologie als Ganzem erwarten. Aus technischer Sicht, so sagen wir, wird die zukünftige Technologielandschaft komplizierter werden. Aus Netzwerksicht wird die zukünftige Netzwerkumgebung offener sein und nicht nur Personen, sondern auch Dinge vernetzen. Aus sozialer Sicht wird die Digitaltechnologie immer wichtiger und ein integraler Bestandteil des Lebens der Menschen werden, was Folgen für die Arbeits- und Lebensweise aller Menschen haben wird. Deshalb erwarten die Menschen von der Technologie natürlich nicht nur technische Führerschaft und Qualität. Sicherheit wird zu einer Grundsatzforderung und Voraussetzung.

Wir gehen davon aus, dass in nicht allzu ferner Zukunft die Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit einer Technologie die wichtigste Grundvoraussetzung für eine bestimmte Technologie sein wird.

So stellen wir uns die Zukunft vor, wir beginnen dann von dort aus und arbeiten rückwärts. Die Vertrauenswürdigkeit einer Technologie oder eines Produkts kann sich nicht nur auf den Testaufwand am Ende des Entwicklungsprozesses stützen, sondern muss schon in der ersten Entwurfsphase beginnen. Wie man so schön sagt, entsteht ein gutes Produkt nicht durch Tests, sondern durch Design und Entwicklung.

Ebenso glauben wir, dass die vertrauenswürdigen und sicheren Produkte der Zukunft in erster Linie auf Design beruhen werden. Im Rahmen der IPD-2.0-Transformation ist die Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit der Produkte ein sehr wichtiges Ziel, an dem wir arbeiten werden. Gleichzeitig glauben wir, dass Software in künftigen Produkten immer wichtiger werden wird. Die Softwareentwicklung wird daher eine immer wichtigere Rolle spielen, um die Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit zukünftiger Produkte zu gewährleisten.

Sie haben Recht, wenn Sie über den Bericht des britischen Oversight Board vom Juli sprechen. Das Gremium würdigte zwar die

Erfolgsbilanz der Huawei-Produkte aus sicherheitstechnischer Sicht, erinnerte uns aber auch daran, dass Huawei seine Fähigkeiten und Praktiken im Bereich der Softwareentwicklung verbessern muss.

Das ist eine Hilfestellung der britischen Regierung, und wir sind sehr dankbar dafür. Daher integrieren wir im Rahmen der gesamten IPD- 2.0-Transformation die Fähigkeiten der Softwareentwicklung als eine sehr wichtige Komponente. Wie wir zu dieser Zahl – zwei Milliarden US-Dollar – gekommen sind, ergibt sich aus unserem Technologiemix und aus internen Kostenschätzungen.

In den vergangenen Monaten haben wir diese Verbesserung der Softwareentwicklung als Teil unserer gesamten IPD-2.0- Transformation untersucht und wir arbeiten an unseren Implementierungsplänen für die Zukunft. Wir sind sehr zuversichtlich, was diese Transformation betrifft.

Huawei ist ein großes Unternehmen. Es ist nicht so einfach für uns, eine Entscheidung zu treffen, insbesondere eine große Entscheidung. Aber dann, wenn wir eine Entscheidung getroffen haben, hat Huawei noch nie versagt. Wir sind entschlossen, dafür zu sorgen, dass wir in Bezug auf die Dinge, die wir beschlossen haben, auch wirklich Ergebnisse liefern. Noch wichtiger ist, dass wir dieser Transformation und auch all diesen Verbesserungsbemühungen eine wichtige Bedeutung beimessen, um für unsere längerfristige Zukunft zuversichtlich zu bleiben und auch um das Vertrauen von Regierungen, Kunden und Partnern auf der ganzen Welt in Huawei aufrechtzuerhalten.

Sijia Jiang, Reuters: Wird Huawei neue Mitarbeiter rekrutieren oder neue Labore eröffnen?

Ken Hu: Diese Investition wird viele Bereiche abdecken, darunter auch die Bereiche Organisation und Personal. So werden wir beispielsweise mehr Mitarbeiter einstellen, insbesondere talentierte Mitarbeiter im Bereich der Softwaresicherheit. Auch werden wir unsere Ausstattung in den Labors verbessern. Außerdem werden wir unsere Prozesse überprüfen und verbessern. Gleichzeitig müssen wir im Rahmen dieser Bemühungen auch die Denkweisen von Zehntausenden unserer F&E-Ingenieure ändern, damit sie sich im Klaren sind, dass Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit Teil der wichtigen Selbstverpflichtung sind, die wir gegenüber unseren Kunden eingehen.

Edwin Chan, Bloomberg: Ich denke, mein Kollege hat das bereits gefragt, aber ich möchte die Frage noch viel konkreter stellen. Wir wissen also, dass viele Netzbetreiber in Erwägung ziehen oder bereits beschlossen haben, Huawei-Geräte herauszureißen oder im 5G-Bereich keine Huawei-Geräte einzusetzen. Ist Huawei zuversichtlich, sein Wachstum beizubehalten? Ich weiß, dass Sie sagten, dass Ihr Umsatz in diesem Jahr 100 Milliarden US-Dollar übersteigen wird. Sind Sie angesichts der von mir beschriebenen Maßnahmen zuversichtlich, dass Sie Ihre Wachstumsrate beibehalten können? Und dann, nur etwas philosophischer, würden Sie mir zustimmen, dass sich Huawei an einem sehr kritischen Punkt in seiner Geschichte befindet? Wie Sie wissen, stehen Sie an der Schwelle dazu, eine 5G-Macht zu werden. Und dann passiert so etwas. Ich verstehe, dass es sich in gewisser Weise um ein technisches Problem handelt. Es gibt auch viele, die argumentieren würden, dass Huawei schon jetzt bei 5G technologisch überlegen ist. Aber ich denke, die größere Sorge ist eher eine Motivationsfrage oder eine Angelegenheit Ihrer Unabhängigkeit. Wie gehen Sie damit um?

Ken Hu: Wir sehen die Dinge nicht so pessimistisch, wie sie vorhin beschrieben wurden. Wir haben nicht festgestellt, dass Betreiber sagen würden, dass sie Huawei-Geräte austauschen wollen, oder dass sie sich von Huawei fernhalten wollen. Im Gegenteil, von den Hunderten von Betreibern, mit denen wir weltweit zusammenarbeiten, sagen fast alle, dass sie mit Huawei kooperieren wollen, indem sie Huawei-Geräte für ihre 5G-Netze verwenden, weil sie wissen, dass wir die besten sind. Nur mit dem Einsatz der besten Geräte können sie ihre 5G-Netze schneller und kosteneffizienter aufbauen und so wettbewerbsfähiger bleiben.

Es ist wie ein Wettrennen. Es sind mehrere Läufer auf dem Feld und wir sind jetzt in der Spitzenposition. Ich denke, Spitzenreiter sollten allen Grund haben, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Und wir sind zuversichtlich, dass wir als erste die Ziellinie erreichen.

Sie haben auch über das Thema Unabhängigkeit gesprochen. Und ich denke, der überzeugendste Weg ist, die Fakten sprechen zu lassen. In den vergangenen 30 Jahren haben wir Dienstleistungen für die Telekommunikationsindustrie erbracht und unsere Erfolgsbilanz in allen möglichen Bereichen hat unsere Unabhängigkeit unter Beweis gestellt.

Ich denke, es ist nicht notwendig, immer nur über Angst oder Spekulationen nachzudenken, ohne irgendwelche Fakten. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass wir andere Stimmen oderBedenken bezüglich der Offenheit, Transparenz und Unabhängigkeit von Huawei nicht schätzen.

Daher haben wir in der Vergangenheit und werden auch in Zukunft einen transparenten Ansatz verfolgen, indem wir proaktiv mit allen Beteiligten über alle ihre legitimen Bedenken kommunizieren und dabei mehr Informationen bereitstellen, die sie benötigen.

Yang Yuan, Financial Times: Sie haben erwähnt, dass es eher geopolitische als echte technische Bedenken gibt. Vor dem Hintergrund der Bedenken einiger Regierungen bezüglich der 5G- Sicherheit in Huawei haben Sie dies im Zusammenhang mit den USA erwähnt. Denken Sie aber, dass dieselben geopolitischen Bedenken auch Länder wie Japan oder in jüngster Zeit die Tschechische Republik oder sogar BT in ihrer Vision bestärken, Huawei-Geräte aus ihrem Kernnetzwerk zu entfernen? Würden Sie sagen, dass diese Länder möglicherweise auch politisch beeinflusst werden, vielleicht durch politische Bedenken der USA? Oder glauben Sie, dass die Bedenken dieser Länder auf echte technische Bedenken zurückzuführen sind? Und um eine konkretere Frage zu diesem Punkt zu stellen: Das britische Aufsichtsgremium, über das wir gerade gesprochen haben, kam im Juli zu dem Schluss, dass die Sicherheitsstandards von Huawei unter den Branchenstandards liegen. Glauben Sie, dass dies ein technischer Befund war, oder denken Sie, dass auch das politisch motiviert war? Und wenn es ein technischer Befund war, warum waren Sie nicht darauf vorbereitet?

Ken Hu: Lassen Sie mich zunächst auf das Thema BT eingehen. Wir arbeiten seit über 10 Jahren mit der BT zusammen. Wir sind sehr gute Partner füreinander. Wir haben BT eine große Anzahl von Geräten zur Verfügung gestellt, sowohl Festnetz- als auch Drahtlosgeräte.

Von Beginn der Zusammenarbeit zwischen Huawei und BT an führten wir sehr intensive Gespräche über die gesamte Strategie, bevor das Netzwerk implementiert wurde, und darüber, wo Huawei- Geräte in die Netzwerke von BT einzubinden sind.

In Bezug auf die 5G-Technologie hat BT die Führungsrolle von Huawei voll und ganz anerkannt, wie die Bemerkungen des BT- Chefarchitekten, dass Huawei der einzige, der einzig wirkliche 5G- Anbieter auf dem Markt sei, zeigen. Daher ist es definitiv nicht der Fall, dass BT aus technischen Gründen beschließt, die Huawei- Kerngeräte auszutauschen.

Alle unsere Kooperationen mit BT folgen dieser zuvor vereinbarten Netzwerk-Implementierungsstrategie zwischen Huawei und BT.

Der diesjährige OB-Bericht enthielt die Bereiche, in denen Huawei seine technischen Fähigkeiten verbessern muss. Darauf haben wir großen Wert gelegt und wir schätzen die Standpunkte und Perspektiven in diesem Bericht.

Auf der einen Seite führen wir sehr aktive Gespräche mit britischen Betreibern und auch mit Regulierungsbehörden, um unsere Aktionspläne auf der Grundlage dieser Ergebnisse zu prüfen und zu verbessern.

Gleichzeitig haben wir auch unsere internen Maßnahmen gestartet. Und ich würde sagen, dass in den letzten Monaten, und weniger als einem halben Jahr, die Fortschritte in allen verschiedenen Bereichen recht ermutigend waren.

Eunice Yoon, CNBC: Präsident Trump hat gezeigt, dass er gerne direkt mit Führungskräften in Kontakt tritt, das haben wir zum Beispiel bei Jack Ma gesehen. Haben Sie schon einmal daran gedacht, oder irgendjemand bei Huawei, das Weiße Haus zu besuchen? Oder wenn Sie eingeladen würden, könnten Sie sich vorstellen, hinzugehen?

Ken Hu: Wir haben noch keine solche Einladung erhalten und wir haben auch keine entsprechenden Pläne.

Abschlussbemerkung

Ken Hu: Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen vielmals für dieses lange Interview und dieses Gespräch, das für mich sehr hilfreich ist, um die unterschiedlichen Perspektiven aus der Medienwelt zu verstehen. Und jetzt möchte ich eine kurze Zusammenfassung geben, bevor wir diese Sitzung beenden.

Wie wir heute besprochen haben, glauben wir, dass es die harte Arbeit und das Engagement aller Huawei-Mitarbeiter im Laufe der letzten 30 Jahre ist, die Huawei zu dem gemacht haben, was es heute ist. Auch das Vertrauen und die Unterstützung unserer Kunden, unserer Partner und auch vieler, vieler Regierungen rund um den Globus wissen wir zu schätzen.

Ich selbst kam 1990 – also vor fast 30 Jahren – zu Huawei, und hatte so das Privileg, fast den gesamten Prozess mitzuerleben. Aus meiner Sicht hat diese Reise der Transformation für Huawei in den letzten 30 Jahren sehr viele Aspekte durchlaufen – in Bezug auf die Kultur wie auch in Bezug auf das Management unserer Mitarbeiter. Es ist diese Reise der Transformation, die uns geholfen hat, von einem unbekannten Anbieter zum führenden 5G-Lieferanten aufzusteigen. Und tatsächlich sind unsere 5G-Produktlösungen heute führend vor unseren Mitbewerbern in der Branche.

Daher schätzen wir die gesellschaftliche Anerkennung. Wir schätzen das Engagement unserer Mitarbeiter. Und wir glauben, dass Branchenführer respektiert werden sollten, weil wir einen gesunden Wettbewerb schaffen und die Entwicklung von Technologien und unserer Gesellschaft ermöglichen. Wie wir heute besprochen haben, wird die kommende 5G-Technologie enorme Chancen und Nutzen für die Gesellschaft mit sich bringen. Sie wird das Leben vieler Menschen und die Zukunft vieler Branchen enorm verändern, und wir sind der Ansicht, dass sie in hohem Maße auf eine globale Lieferkette angewiesen ist.

Was die Sicherheit betrifft, so haben wir in den vergangenen 30 Jahren auch die bewährte Erfolgsbilanz der Produktsicherheit von Huawei erlebt. Es gibt keinerlei Beweise dafür, dass Huawei eine Bedrohung für die nationale Sicherheit in irgendeinem Land darstellt. Wir werden stets jeden offenen Dialog mit allen begrüßen, die berechtigte Bedenken haben. Was jedoch unbegründete Anschuldigungen betrifft, so werden wir uns entschieden verteidigen, und wir werden nicht zulassen, dass unser Ruf geschädigt wird.

Zum Abschluss möchte ich Romain Rolland zitieren. „Es gibt nur ein Heldentum auf der Welt: Die Welt zu sehen, wie sie ist – und sie zu lieben.“ Bei Huawei sehen wir die Dinge, wie sie sind, und doch lieben wir unsere Arbeit. Ein chinesisches Sprichwort drückt es ähnlich aus: 

道阻且长,行且将至. Es besagt, dass der Weg vor uns zwar lang und beschwerlich sein mag, aber dass wir dennoch voranschreiten und das Ziel erreichen werden, weil wir uns bereits auf den Weg gemacht haben. Also noch einmal vielen Dank für die Zeit, die Sie heute mit uns verbracht haben. Ich weiß das wunderbare Gespräch mit euch allen wirklich zu schätzen. Und schließlich wünsche ich allen frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr. Vielen Dank.