Rotierender Vorsitzender Guo Ping: US-Angriffe auf Huawei zeigen ihre Angst, abgehängt zu werden

Die zunehmende Verbreitung unserer Technologie behindert das US-amerikanische Bestreben, jeden nach Belieben auszuspionieren

27. Feb. 2019

Als Topmanager von Huawei werde ich oft gefragt, warum die Vereinigten Staaten eine Großoffensive gegen uns gestartet haben. Die Amerikaner haben uns des Technologiediebstahls und der Verletzung von Handelssanktionen beschuldigt und uns weitgehend daran gehindert, dort Geschäfte zu machen. Mike Pence, Vizepräsident der USA, berichtete der Nato kürzlich von „der Bedrohung durch Huawei“, und Mike Pompeo, der US-Außenminister, warnte die Verbündeten, dass der Einsatz unserer Telekommunikationsgeräte es den USA erschweren würde, „mit ihnen zusammenzuarbeiten“.

Am Dienstag bekräftigte eine US-Delegation unter dem Vorsitzenden der Federal Communications Commission, Ajit Pai, auf dem Mobile World Congress, der größten Messe der Branche, den Aufruf, Huawei von globalen 5G-Netzen auszuschließen.

Washington hat Huawei seit Jahren mit Verleumdungen überzogen. Ein Bericht des Geheimdienstausschusses des US-Repräsentantenhauses aus dem Jahr 2012 nannte uns eine Bedrohung. Bis vor kurzem waren diese Angriffe jedoch relativ verhalten. Nachdem die USA nun die schweren Geschütze aufgefahren und Huawei als Bedrohung für die westliche Zivilisation bezeichnet haben, müssen wir nach den Gründen fragen.

Ich glaube, die Antwort findet sich in den streng geheimen Dokumenten der National Security Agency der USA, die 2013 von Edward Snowden geleakt wurden. Die NSA wurde 1952 gegründet und überwacht die elektronische Kommunikation, wie z. B. E-Mail und Telefonate, für nachrichtendienstliche und Spionageabwehrzwecke.

Die Snowden-Leaks gaben Aufschluss darüber, wie die Anführer der NSA versuchten, „alles zu sammeln“ – jede elektronische Kommunikation und jeden Telefonanruf, von allen Menschen weltweit, jeden Tag. Diese Dokumente zeigten auch, dass die NSA „Unternehmenspartnerschaften“ mit bestimmten US-amerikanischen Technologie- und Telekommunikationsunternehmen unterhält, die es der Agentur ermöglichen, „Zugang zu leistungsstarken internationalen Glasfaserkabeln, Switches und/oder Routern auf der ganzen Welt zu erhalten“.

Huawei ist in mehr als 170 Ländern tätig und erwirtschaftet die Hälfte seines Umsatzes im Ausland, die Hauptverwaltung befindet sich jedoch in China. Dadurch werden die Chancen auf eine „Unternehmenspartnerschaft“ deutlich reduziert. Wenn es der NSA darum geht, Router oder Switches so zu modifizieren, dass sie zum Abhören eingesetzt werden können, ist eine Zusammenarbeit mit einem chinesischen Unternehmen unwahrscheinlich. Dies ist ein Grund, warum sich die NSA in die Server von Huawei gehackt hat. „Viele unserer Zielpersonen kommunizieren über Produkte, die von Huawei hergestellt werden,“ heißt es in einem NSA- Dokument von 2010. „Wir wollen sicherstellen, dass wir wissen, wie man diese Produkte ausnutzt.“

Es liegt auf der Hand, dass es für die NSA umso schwieriger wird, „alles zu sammeln“, je mehr Huawei-Geräte in den Telekommunikationsnetzen der Welt eingesetzt werden. Mit anderen Worten, Huawei behindert die Bemühungen der USA, jeden auszuspionieren, den sie wollen. Das ist der erste Grund für die gegen uns gerichtete Kampagne.

Der zweite Grund hat mit 5G zu tun. Diese Mobilfunktechnologie der neuesten Generation ermöglicht Datenverbindungen für alle Bereiche, von intelligenten Fabriken bis hin zu Stromversorgungsnetzen. Huawei hat in den letzten 10 Jahren stark in die 5G-Forschung investiert und ist damit seinen Wettbewerbern um rund ein Jahr voraus. Damit sind wir für alle Länder attraktiv, die in den nächsten Monaten ein Upgrade auf 5G anstreben.

Wenn die USA es schaffen, Huawei von den 5G-Netzen der Welt auszuschließen, indem sie uns als Sicherheitsbedrohung darstellen, können sie ihre Fähigkeit bewahren, jeden nach Belieben auszuspionieren. Amerika hat auch einen unmittelbaren Nutzen, wenn es ein Unternehmen aus dem Weg räumen kann, das seine digitale Dominanz beschneidet. Einen 5G-Marktführer zu behindern würde den wirtschaftlichen und sozialen Nutzen zunichtemachen, der sonst den Ländern zukommen würde, welche die 5G-Technologie frühzeitig auf den Markt bringen. Unterdessen ermächtigen US-Gesetze wie der „Foreign Intelligence Surveillance Act“ und der „Stored Communications Act“ in der durch den „CLOUD Act“ geänderten Fassung die US- Regierung, Telekommunikationsunternehmen dazu zu verpflichten, an ihrem Programm der globalen Überwachung mitzuwirken, solange der Antrag als eine Untersuchung im Zusammenhang mit Spionage- oder Terrorismusabwehr formuliert ist.

Der Angriff auf Huawei ist das direkte Ergebnis der Erkenntnis Washingtons, dass die USA in Bezug auf die Entwicklung einer strategisch wichtigen Technologie hinterherhinken. Die globale Kampagne gegen Huawei hat nur wenig mit Sicherheit zu tun, sondern vielmehr mit dem Wunsch Amerikas, einen aufstrebenden technologischen Konkurrenten zu verdrängen.

Der Autor ist Rotierender Vorsitzender von Huawei Technologies

Dieser Artikel erschien zuerst in der Financial Times